Theurester Vater in Christo!
Dero wehrte Schreiben habe alle wol erhalten, wie ich auch an überkunfft
der meinigen nicht zweiffele, darinnen, oder wenigstens aus deren Inhalt, ver-
sichert worden, daß ich das, so an Herrn von Seckendorff eingeschloßen gewe-
sen, wol empfangen. Wie ich das reimen soll, daß der Herr Cammerr[ath] Kr[aut]
hergeschrieben haben solle, daß ich mit der vocation nach Calbe wol zu frie-
den seye, weiß ich nicht, denn ich mich ja dessen mit keinem worte
jemahls vernehmen lassen. Am verwichenen Mitwochen frühe hat er in mei-
ner Gegenwart ein PS. gemachet, u. mir vorgelesen, daß ich die vo-
cation nicht annehme, meine Gemeine nicht, viel weniger die univers[itet]
gerne verlaßen wolte, erkennete mit gehorsamen danck die hohe Gewogenh[eit]
und wäre bereit mit meinem Gebet selbe zu verschulden. So meyne
ich auch, daß er keine hoffnung habe, mit mir in solcher Sache durchzu-
tringen, läßt sich auch bereits anderer fürschläge vernehmen. Vorgestern
ist der Syndicus von Kalbe wieder an mich deputiret worden, hat mir
auch damals und noch gestern scharff zugesetzet, daß ichs annehmen solte.
Weil ich aber Gott vertraue, der allen Menschen das hertze lencket, habe ich
wieder mein ♥ nichts zusagen können. Habe auch meines abschlagens wegen
nicht den geringsten scrupel. Daß mich Gott lange hieselbst bey meiner
Gemeine lassen werde, habe ich selbst schon eine geraume zeithero nicht
geglaubet. Aber ich muß des weges gewiß seyn, daß er von Gott ist. Welcher
gnädigen Führung mich der Herr biß dahero gewürdiget. Daß mich der Obern
wille wieder meine erkentniß des göttlichen willens u. also wieder willen
an einen Ort senden könne, sehe ich nicht. Gott wird mich für solche anfechtung
auch wol bewahren. Den Herrn Zieritzen, der mir succediren soll, kenne ich, hat
den besten vigorem aetatis verlohren, daß ich nicht für geschickt achte, ein
solch schweres amt zu führen welches auch Herrn Kr[aut] vorgestellet, der auch
selbst bekant, er habe gesorgt, er könne des Tages nicht zweymahl predigen.
Ich glaube der Mann würde es nicht lange treiben. Meiner gemeine aber
wäre übel gerathen. Ich habe Herrn Kr[aut] wenn ich ja dereins von hier mu-
tiren solte, fürgeschlagen Herrn Töllnern von Panitsch, von welchem ich mich
versichert halten kan, das er über das gute, so der Herr verliehen, treulich
halten werde. Ich habe ihm auch bey Gelegenheit Herrn M. Großgebauern
bey der universitet vorgeschlagen p. Von des Pastoris Wurtzlers Tode
weiß ich noch gar nichts, u. also auch nicht, was dabey fürgegangen. Daß sonst
vor Herrn Roxners Tode etwas sonderlich vorgegangen mit der Fr. Hoffr[äthin] Schrei-
berin ist mir wiewol nicht secundum omnia specialia bekant. Die Anna Marie
ist noch hier, ohne unsern willen, ich habe ihr gerathen nach Halberst[adt] zu Herrn
Praetorio zu ziehen, so sie auch versprochen, aber noch nicht geschehen.