Glauche an Halle 1693
d. 24. Maji.
Immanuel!
Theurester Vater in dem Herrn,
bey vorfallener Gelegenheit durch Herrn Heilern (welcher zwar in Leipzig
schon bey mir gewesen, aber so wol da als hier (da er sich fast gar nicht zu
uns gehalten) noch zur Zeit wenig Früchte der Gottseligkeit von sich spüren [?]
lassen, daß eine väterl. ermahn. bey ihm wol von nöthen seyn wird) habe
mit wenigen in Eyl auff dero geliebtes antworten wollen. Die Sache wegen
eines adjuncti befehle ich im Gebet meinem Gott, wie derselbige auch thun wird,
da wir denn beyderseits so Gott ein Mittel zeiget nichts verseumen werden,
quia causam communem Dei concernit. Gott weiß am besten was uns und sei-
ner Gemeine nutz ist. Für das communicirte Urtheil, daß man die studiosos
zu frühe in alzu große Freyheit gelassen, daß sie deswegen auch allem respect
ihrer eigen Praeceptorum entwachsen, nehme ich in christlicher bescheidenheit an.
Ist es darinnen versehen, gebe es uns Gott zu erkennen, der unsere treue
am besten kennet; hat man sich aber in dem Urtheil versündiget, so vergebe es Gott.
Vielleicht heist es: Tu si hic esses, aliter sentires. An Sultzbergern und Hoch-
mannen ist es gar nicht applicable wegen vieler Umstände. Herrn Limmern aber
hat es guter Ermahnung und Zucht bey Herrn D. Breithaupten nicht ermangelt.
Aber mit denen Menschen die eine merckliche eclipsin iudicii naturalis haben läst
sich übel auskommen, und gehöret viel weißheit und Gedult dazu. Daß wir
mit einer Schrifft bey der Commiss[ion] ein kommen sollen, habe mit Herrn D. Br[eithaupten] noch
nicht communiciret, bin meines theils nicht unwillig dazu. M. Sternebeck
ist nur per errorem für die commission loco fratris kommen. Hat keine Ge-
fahr mit Ihm. Von der Pröbstin zu Quedl[inburg] weiß ich so viel, daß sie mit
Herrn Echlitio unlängst de negotio pietist[arum] sich beredet, daher ich vermuthe, daß sie
vorhin von ihm informiret. Der tumult, der verwichenen Sontag hier in der
Moritz Kirchen angerichtet worden, wird nun bekant seyn. Der Mensch, der dem