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d. 31. Mart. 1714.
Ew. Hochgr. Gn. durch den boten an mich abgelaßenes hat mich
zwar durch die Nachricht von des 24ten Herrn anhaltender unpäßlichkeit
in etwas betrübet, aber die weißheit Gottes wird doch alles tausendmal
beßer machen, als es meine thorheit ausgedacht; welches hoffentlich die
beyden antwort-Schreiben hiebey bezeugen werden.
Es ist wohl nicht stat drauff zu machen, daß der Herr Gen[eral]
am Mittwochen hier aufbrechen werde, weil den Mittwochen erst die kinder
auf dem Saal werden beysammen seyn, auch die Singstunde nachmittage
seyn wird; so sie vielleicht noch erst abwarten, und denn Donnerstag erst
aufbrechen. Sie freyen sich recht auf diese visite; und rede man nur
getrost mit dem Herrn General, damit er zu desto kräfftigern Durchbruch
gelange in der erkanten Wahrheit Jesu Christi. Es wird durchaus nicht
vergebens seyn. Hier ist der Segen, den das Wort an seiner Seele hat,
bereits offenbar. Wir werden das Buchische Waysenhauß anweisen, wenn
nur der Mann nicht krank wäre. Doch auch hierin ipse faciet.
Es erfreuet mich, daß der Herr von Naum[burg] recommendiret
wird. Gott aber regire auch das, nicht wie es uns gut deucht, sondern
wie es vor ihm recht ist. Meinen unterthänigeu Gruß an den 24ten
Herrn u. deßen Fr. Gemahlin.
Der HErr halte das Fest mit Ihnen.
 

Abgedruckt in: Schmidt, Berthold, Meusel, Otto (Hrsg.): A. H. Franckes Briefe an den Grafen Heinrich XXIV. j.L. Reuß zu Köstritz und seine Gemahlin Eleonore aus den Jahren 1704 bis 1727 als Beitrag zur Geschichte des Pietismus. Leipzig 1905, S. 75.