Halle, den 19ten Junii 1719.
Ew. Hochgr. Gnaden an mich abgelaßenes vom 15ten hujus beant-
wortete ich von Hertzen gerne mit der frölichen Zusage mich zu Cöstritz
aufs baldeste einzufinden. Denn was könte mir doch angenehmer seyn,
als alle um Cöstritz herumgräntzende Prediger in Dero Gräfflichen Hause
beysammen zu sehen, und mich mit ihnen allen durchs Wort Gottes und
Gebeth, auch christl. Umgang zu erwecken, zu stärcken und zu erbauen?
Dieweil ich aber erst vor gar kurzem zu Merseb[urg] und nun allererst
zu Leipzig gewesen bin, und an beyden Orten öffentlich geprediget habe,
also daß solches hier allen bekandt ist, ists unmögl. daß ich ohne großen
Anstoß so bald wieder eine Reise vornehme, deren absolute Nothwendig-
keit ich nicht demonstriren kann. Dieweil nun der Herr Baron von
Canstein mir geschrieben, daß er in medio Junii seine Rückreise an-
treten, und demnach von mir wißen wolle, ob ich auf Cöstritz kommen
werde, welchen Brief ich zu Leipzig empfangen, so habe ich ihm ver-
wichenen Mittwochen albereit mit Nein gedachter Ursachen wegen geant-
wortet, und dürfte er nach solchem Briefe nun wol seine Reise schon an-
getreten haben, daß also auch in so weit nicht mehr res integra ist, da
ich zumal in dieser Woche unmögl. abkommen könte. Es wird demnach
der getreue Gott, der unsere Wege in seinen Händen hat, etwa zu einer
andern Zeit unser Verlangen von beyden Seiten, deßen Grund die Liebe
zu Ihm und seinem Worte ist, gnädigl. erfüllen. Ich habe indeßen große Er-
quickung an Dero unverdienter Liebe, und bitte den treuen Vater im
Himmel, daß er Denenselben und Dero theuersten Frau Gemahlin und
gantzem Gräfl. Hause solche mit ewigem Segen vergelten, und Ihnen auf
überschwengliche Arth u. Weise, was an mir abgehet, ersetzen wolle.
Übrigens weiß ich nicht, was für ein gräfl. Erpach-Fürstenauischer Hof-
rath, davon ich Nachricht geben soll, gemeynet sey, und erinnere ich mich nicht,
dergleichen recommendiret zu haben. So kenne ich auch Herr Hof Rath
Förster zu Zeit, so viel mir erinnerlich, gar nicht. Ich bin sonst der
gäntzl. Meynung, daß Sie in die Regierung zu Gera keinen beßern Mann
werden kriegen können, als den Hrn. R[at] Junium zu Anspach, auf