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Hochgeborne Gräfin,
Gnädige Gräfin und Frau,
Ew. HochGr. Gn. gn. Schreiben vom 31. Mart: werde beantwortet
haben, finde nur noch 3 vom 4. 5. und 6. Apr. vor mir. In dem vom
4ten verlangen Ew. Hochr. Gn. Herrn Vogeln, doch mit seinem andern
Beding, als wenn wir selbigen unsern umständen nicht convenable finden.
Nun versichere, daß wir ihn nicht allein gang convenable finden, und
Gott schon vielmal von Hertzen für ihn gedancket ist, sondern daß er
nunmehr, da zwischen ihm u. seinem subalternen alle Arbeit mit großer
Mühe von uns eingetheilet ist, uns unentbehrlich scheinet, zumal da nach
des Sel. Hrn. Huths Tod die Haushaltung stärker worden, weil mehr
Äcker u. Gärten, auch um deswillen noch 2 Pferde angeschaffet sind.
So gar fern sind wir davon, daß wir ihn gern wolten loß seyn. In-
deßen thut mirs weh, daß wir nicht darunter dienen können. In dem
vom 5ten Apr. wird vernommen, ob man Hrn. Horn ohne alle Verbind-
lichkeit könne zu sehen kriegen; Dieses kann ich nicht wißen, fehe auch
keinen Weg dazu, weil er dort in der Princeßin ordentlichen Diensten
stehet und hier sonst nichts zu thun hat, sorglich auch wegen angezeigter
ursachen der Weg vergeblich seyn möchte, thut mir auch weh, daß darin
nicht zu dienen weiß. Hr. Stintz hat sich bey mir nicht wieder ge-
meldet; wenn er sich meldet, wil ihm das anbefohlne gern sagen, daß es
neml. dabey bleibe, daß er zu anfang des May anziehe. In dem vom
6ten wird nur diß von Stintzen wiederholet. Gott laße ihm Ew. Hochgr.
Gn. und Dero Herren Gemahl zu allem Segen jetzo in Schlesien und
sonst allezeit befohlen seyn. Ich verharre mit aller unterthänigen Er-
gebenheit
Ew. HochGr. Gn.
unterthäniger Fürbitter
A. H. Francke.
Halle den 13ten Apr:
1723.
 

Abgedruckt in: Schmidt, Berthold, Meusel, Otto (Hrsg.): A. H. Franckes Briefe an den Grafen Heinrich XXIV. j.L. Reuß zu Köstritz und seine Gemahlin Eleonore aus den Jahren 1704 bis 1727 als Beitrag zur Geschichte des Pietismus. Leipzig 1905, S. 104.