zu länglichen Schein, denn man doch noch darzu für
Höfflichkeit, will angesehen wißen, gleich zu platzen müßen.
Gott Lob! daß ich mit meinen Collegiis nicht das meine, noch
das Geld meiner Zuhörer, sondern allein die Ehre mei-
nes Gottes gesuchet, u. mit gutem u. freudigem Muth
allen Trotz biethen kan, die sich unterstehen wollen, mir
unter die Augen zu stellen, worinnen ich in meinen Colle[-]
giis bißanhero wieder die Orthodoxiam verstoßen. Ich
bin bereit einem ieden zur Verantwortung, u. fürchte
mich für keinen, u. wenn er noch so viel wieder mich zu ha-
ben vermeinte.
10.
In P.S. sind unsere Herren Confratres gantz unrecht
von mir berichtet, denn ich niemals gesonnen gewesen
die Evang. Freyheit zu kräncken, aber wol an gehörigem
Ort zu suchen, daß man mir Justitiam wolle verfügen
laßen, u. mich nicht richten oder verdammen, man habe
mich denn gehöret, welches traun der Evangel. Freyheit
nicht zu den allergeringsten Praejuditz ausschlagen würde.
Und das ist es nun, HochEhrwürdiger Herr Senior, welches
ich auf das mir communicirte Schreiben hauptsächl. einzu[-]
wenden gehabt. Ich beklage hierunter keines weges mich
selbst, als der ich wohl weiß, an wem ich glaube, u. gewiß
bin, daß Er mir meine Beylage bewahren kan, biß an je-
nem Tag, dahero ich auch gar ruhig, u. sanfft schlaffen
werde, es gehe nun nach dem Rath Gottes, so wunder[-]
lich als es immer wolle; sondern viel mehr diejenige
welche meinen, daß sie Gott einen Dienst daran
thun, wenn sie mich aufs schärffste verklagen, u. für ein
untüchtiges Mitglied des Ministerii erklähren, u. dadurch
viel Aergernüß, Lästerung u. andere Sünden, wie am
Tage ist, in unserer Stadt anrichten. Gott gebe es ihnen
zu erkennen, und bringe die Wahrheit ans Licht, damit
iederman erkennen möge, für wem Immanuel streite
u. wer das, was JESU CHRISTI ist, gesuchet. Deßen kräffti[ger]
und allezeit siegreicher Obhut ich Ew. HochEhrwd. hertzinnigstger
empfehle und verharre
Ew. HochEhrwürden
zu Gebet u. Dienst gehorsamster
M. Aug. Herm. Francke
S. Aug. Diac.
Erfurt 21. Aug.
1691.
 


[Transkription: Erik Liebscher]