Copie Schreibens
Von Herrn predigern in EbenEzer
an Sen. Urlsp.
Eben Ezer den 6 Oct. 1736
Ew. HEw. liebreiche Zuschrifft, die uns durch den Herrn von Reck zu Händen kommen, haben
wir den 19 Junii st. v. dieses Jahres beantwortet. Seitdem haben wir nach Erforderniß
unserer Umstände noch einmal schreiben, und unser starck gewordenes Diarium einschicken wollen,
wir sind aber beyde nach göttl. willen kranck worden, auch nach wiedererlangten innern Kräfften
durch vielerley Geschäfft in unserm Vorhaben gehindert. Nachdem wir aber mit dem letzten
Schiffe, das nach Savannah gekommen, eine ziemliche Anzahl angenehmer Briefe aus Engeland
und Deutschland, und mit denselben manche schöne Gaben für uns und die Gemeine empfang,
auch durch die unvermuthete und bedencklich Rückreise des Herrn Oglethorpe gute Gelegen-
heit bekommen haben, unsere Briefe sicher und bequem nach London zu bringen, so haben wir
solche Gelegenheit mit Freuden ergriffen, die empfangenen Briefe zu beantworten, und von dem
Zustand unserer Gemeine eine Nachricht einzusenden. Was die Ursach ist, warum Euer
HEw. dißmahl uns mit keinem Briefe beehren und vergnügen können, haben wir theils aus dem
Schreiben des HerrnHoffPr. Ziegenh., teils aus einer Beylage ersehen. Wir haben hertzliches
Mitleiden mit dem betrübten falle, so dero werthe Familie durch den Verlust eines mit so vielen
Natur und Gnaden Gaben ausgezierten Sohnes erlitten, und wünschen von Hertzen, daß der
Himml. Vater die geschlagene Wunde nicht nur selbst lindern und heilen, sondern auch dieselben
mit dero werthesten Angehörigen vor fernern betrübten Zufällen bewahren, und Sie an dero
übrigen lieben Ehepflantzen destomehr Freude und Erquickung erleben laßen wolle. Ich habe
den seligen Herrn Sohn gantz genau gekanndt, indem ich ihn, da er noch in der Lat. Schule des
Waysenhauses war, eine geraume Zeit in der Information und Inspection gehabt, auch nachher
da er aufs Pädagogium Regium gekommen, manche gute Nachricht, und Zeugniße von Ihm
erhalten. Der Herr hat diesen lieben Sohn gegeben, Er hat ihn genommen! Sein Nahme sey
nur dafür demüthig gelobet, daß Er ihn in seinem Leben zu seinem Reich und ewiger Herr-
ligkeit zu bereitet hat. Wie lange wirds wehren, so sind wir auch da? Er mache uns
nur, so lange wir noch hier wallen, recht treu, daß wir den wenigen Rest des so hin-
fälligen Lebens durch seine Gnade lediglich zu seinen Ehren zu bringen, und auf den Geist
viel aussäen, damit wir einmal eine reiche und frohe Erndte auf dem Berge Zion in der
frohen Ewigkeit erwarten können. Bey uns gehet es auch noch immer unter dem Leiden
und Prüfung fort, wie aus dem Diar. wird zu ersehen seyn. Wir sind aber durch die Gnade
unsers für uns so viel erduldeten Heylandes getrost, und glauben festiglich, daß, gleichwie
Er uns durch sein heilig Evangelium an unsern Seelen noch immer viele Erquickung
schencket, Er gar leicht die Zeit kommen laßen kan, uns auch am Leibe mehr zu erquicken.
Er hat es ja auch schon bey Ankunfft des letzten Schiffes gethan, indem nicht allein
für uns Beyde einige Praesente aus London und von Halle, sondern auch
für die Schweighofferin 96 Floren, für die Valentinen 1 Floren, für unsre armen und
krancken Casse 10 Floren und für den dritten Transport aus der Regensp. Emigranten
Casse 94. (Davon der Herr Senior die Dispensation im Diario finden werden)
mitgekommen sind. Außer dem hat der Dritte Transport einen feinen Seegen
von 20 Pfund Sterling, die der Herr D. Gerdes in London durch eine Collecte bey