HochEhrwürdiger,
In unserm Gnadenreichen Heylande theuerster Herr Professor,
 
Ew. HochEhrwürden letzte sehr angenehme Briefe vom 6 Apr. 27 May, 4 und 16 Junii
dieses Jahres haben bey uns u. unsern lieben Zuhörern, Erwachsenen und Kindern viel
Freude und Lob Gottes angerichtet, und sind wir daher verbunden Ihnen für
ihre recht väterliche Liebe und Gewogenheit, die Sie uns beständig auf alle
Weise im geistlichen und leiblichen erweisen, hertzlichen Danck abzustatten.
Was Sie an uns und unserer Gemeine durch Ihre erbauliche Zuschriften,
Ermahnungen und Tröstungen arbeiten, ist durch den Seegen des Herrn
nicht verlohren, sondern es wird davon eine Frucht bleiben bis in
die seelige Ewigkeit hinein. Es ist mir diesen Morgen bey meiner Motion
im Garten sehr eindrücklich gewesen, was ich bey Ausgrabung der hiesigen
süßen sehr schmackhaften Wurtzeln, Potatoes genannt, zu meiner
Ermunterung angemerckt. Wenn man die Erde mit der Haue eröffnet,
so siehet man mit Verwunderung und Vergnügen, was man vorher
nicht gesehen, nehmlich, daß diese süße Frucht an dem in die Erde
gepflantzten Laube so häuffig, groß und klein, als an einer Schnure
oder Faden hängt, der also die vorhin geschehene Arbeit reichlich
belohnet. Was also auch Sie, theuerster Herr Professor, auf die Ewig-
keit loß arbeiten und pflantzen, ist größten theils hier verborgen,
der Seegen aber wird sich erst in jener großen Erndte, wenn
unser herrlicher Heyland die Gräber eröffnen wird, vollkommen zu
Ihrer und unsrer ewige Freude und Wonne zeigen. Die Observa-
tiones über einige Punckte unseres Diarii haben bey der Gemeine
so großen Eindruck gegeben, daß gewünschet wurde, diesen Brief
mehr als einmahl verlesen zu hören, welches auch wohl mit
Gottes Hülffe geschehen soll. Das sehr erbauliche Exempel der Einwohner
zu Zezenow ist sonst schon unsern lieben Zuhörern zu Nutze ge-
macht, und nun aufs neue geschehen, da Sie deßen in Ihrem
Schreiben gedacht haben. Wir wiesen Sie durch die Gnade Gottes
treulich an, es ja nicht bloß auf die Lehrer und auf ihre öffentl.
Amtsverrichtungen ankommen zu laßen, sondern der öffentl. gegebe-
nen Anleitung einfältig zu folgen, und alles in ein anhaltend
und ernstlich Gebot einzuführen, was die Seele dem Leibe, das ist
ein gläubig Gebot dem gantzen Christenthum, wie man es denn auch
an denen in der Gemeine deutlich spühret, die sich fleißig ins Gebet
hinein geben, daß sie im Guten, als in der Armuth des Geistes,
im Hunger und Durst nach Christo p. zunehmen, und aus Krafft
in Krafft eindringen. Wir haben zu unserm himmlischen Vater das gute
in Christo und auf seine Verheißungen wohlgegründete Vertrauen, es werde
das gute Werck, so er durch seine überschwängliche Barmhertzigkeit in
vielen angefangen und in einigen fein gegründet hat, auch dann
zu erhalten und fort- und hinaus zu führen wißen, wenn sie auf
ihre Plantationen ziehen. Die meisten sind bloß um der Erbau-
ung willen, die sie sonderlich in den überaus schönen Historien
in den Abend-Betstunden begierig suchen und finden, bisher bey der Stadt