Copia
eines Briefes des Herrn Past. Boltzii aus Ebenetzer vom 16ten May 1754.
an den Herrn HoffPr. Albinus; nebst einer Beylage.
 
HochwohlEhrwürdiger p.
Mein in Christo hochgeschätzter Herr HoffPrediger
 
Ew. HochwohlEhrwürden werden aus meinen vorigen geringen Briefen,
welche ich mit fremder Feder schreiben müßen, von meiner langwieri-
gen und gefährlichen Kranckheit einige Nachricht empfangen, und die-
selbe ohne Zweifel mit in Ihre Fürbitte genommen haben, wofür der Herr
[mei]n Gott gelobet, und Ihnen und unserm, mit dem Hertzen des Herrn
Jesu wohlbekanten, theuersten Vater, dem Herrn HoffPrediger Ziegenha-
gen hertzlich Dank gesaget sey. Meine wiedererlangte Gesundheit,
die ich von unserm Gedächtniß-Fest an rechne, habe ich wohl, außer der
Fürbitte meines barmhertzigen und getreuen Hohenpriesters, der gläubi-
gen Fürbitte seiner Knechte und Kinder hier und anders wo, zu dancken.
Ich habe Gott Lob! diese theure Wohlthat in der Kranckheit gefühlet,
und seitdem ich wieder meine liebe redliche Zuhörer in ihren Wohnun-
gen besuchen können, habe ichs von ihnen selbst erfahren, wie eifrig
und zuversichtlich sie mit ihren Kindern für mich Armen zu Gott im
Nahmen Jesu Christi geflehet, und die Fristung meines Lebens noch auf
eine kurtze Zeit gleichsam erbettelt haben. Ach mein Heyland mache
mich von Hertzen danckbar für diese recht große Wohlthat! Ich habe
die köstliche Gnaden-Zeit noch gar zu nöthig, die ich auch durch Gottes
Gnade und den Beystand des H[eiligen] Geistes, unter dem be-
ständigen und treuen Gebrauch der Mittel des Heils, zu meinem und
der lieben Zuhörer Heil treulich anzuwenden gedencke. Der Herr, der
aller guten Dinge Quell und Ursprung ist, helfe mir! Meine Leibes-
und Gemüths-Kräfte haben nach und nach dergestalt zugenommen, daß
ich mich auf der Brust um ein merckliches stärcker befinde, und das Pre-