250 Nr. 64 A.H. Francke an Ph.J. Spener 20. 12. 1692 Meine Gemeine hat schon wieder ein Schreiben an S. ChurfiArstliche 45 Durchlaucht 17 verfertigen laßen. 18 Die Fr. Schwartzin 19 bitte ich hertzlich zu grüßen. Ihr Schreiben habe empfangen, wolte auch an sie schreiben, die Zeit ist aber zu kurtz, weil auch nach ihrem begehren gleich jetzo noch an ihren Mann zuschreiben habe 20 , bitte ihr auch die Einlage 21 zuzustellen. Nun hat mich noch heute abend um 7 Uhr Herr Kammerrath Kraut aufF so seiner Kutsche zu sich holen laßen, und bin bey ihm allein gewesen biß nach 9 Uhren, da er mir communiciret die copey des Churfürstlichen Rescripts 22 , und mich auff allerley art zu bewegen gesuchet, daß ich es für eine divinam vocationem erkennen und annehmen solte. Ich habe ihm hingegen ingenue bekant, daß ich ne micam quidem inclinationis dazu hätte, und gantz und 55 gar nicht finden könte, daß ich mich würde dazu resolviren können, habe ihm auch meine rationes treulich gesaget, da er denn endlich bekant, daß ich ihm 3 rationes gesaget, welche ihm recht zu hertzen gegangen, daß ich die hoffnung habe, er werde hinfort zu andern gedancken kommen, und gar andere consilia faßen. Doch geschehe des Herrn wille. Er wird wol diesen 60 Posttag vorbey gehen laßen. 23 Sein Schluß war auch: es würde mir dennoch frey bleiben p. Gott befohlen. M. Augfust] Hermjann] Francke. Gl[auche] an H[alle] den 20. Dec. 1692. Christian Thomasius (s. Brief Nr. 8, Anm. 20) hielt die Leichenrede (Ch. Thomasius, Klag= und Trauer=Rede [...], [Halle 1692]). Am 22.1.1693 hielt Breithaupt in Halle eine Gedächtnispredigt (Die himmlische Sättigung in Zeit und Ewigkeit, auß den Schluß-Worten des XVII. Psalms [...], Zeitz 1693). 17 Friedrich III. (I.) von Brandenburg (s. Brief Nr. 18, Anm. 11). 18 Die Supplik der Glauchaer Gemeinde, Francke behalten zu dürfen, mit einer Liste von 120 Unterschriften datiert vom 21.12.1692 (GStA PK HA I, Rep. 52, Nr. 159b, 1531-1699, Bl. 347—349). — Vgl. schon die entsprechende Supplik der Glauchaer Gemeinde vom 20.8.1692 (GStA PK HA I, Rep. 52, Nr. 130, 1691-1762, Bl. 203-206). 19 Adelheid Sybille Schwarz (s. Brief Nr. 55, Anm. 16) hatte Lübeck Anfang Oktober 1692 verlassen und sich zunächst in Halle, Erfurt und Helfta aufgehalten (s. Brief Nr. 55, Z. 29-32 und Anm. 17; Brief Nr. 62, Anm. 29). 20 Schwarz hatte noch von Schloß Helfta aus, erst am 20.12., kurz nach Mitternacht, ein kurzes Schreiben an Francke verfaßt und darin mitgeteilt, daß sie in einer halben Stunde mit Johann Baptist Croph (s. Brief Nr. 20, Anm. 17) nach Berlin reise; zudem bat sie, ihren Mann, Johann Heinrich Schwarz, über ihren neuen Aufenthaltsort zu informieren (Schwarz an Francke, 20.12.1692, SBPrKB, Nachlaß Francke, Kaps. 19: 2; vgl. Wotschke, Debora, 271-273). 21 Nicht ermittelt. Vermutlich handelt es sich um einen Brief an Magdalene Sybille von Schweinitz (s. Brief Nr. 37, Anm. 7; vgl. die Erwähnung des Schreibens in Brief Nr. 65, Z. 18-20). 22 Reskript wegen Versetzung Franckes nach Calbe (s. Brief Nr. 63, Z. 10-12). 23 Francke meint wohl, daß von Kraut noch nicht am folgenden Posttag (Mittwoch, 21.12.) nach Berlin zurückreisen wird. |