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Nr. 74 A.H. Francke an Ph.J. Spener 4.2.1693
Gestern ist mir ein Schreiben worden von dero geliebten Sohn von Franck-
furt 9 , ob wol nur um einen andern brieff an mich zu adressiren" 1 , dabey auch
ein offener brieff an den lieben Maximilian, welchen er noch bey uns zu seyn
vermuthet." So lieb mir nun ist, daß ich von jenem zu Franckf]urt] noch
alles wolverhalten verhoffe, so leid ist mirs hingegen, daß ich von Merseburg
so gar schlechte Zeitung berichten kan, daß der liebe Maximilian mit seinem
verhalten so gar großes ärgerniß verursachen solle. Ach Gott gebe doch seinen
Trost hierinnen meinem theuresten Vater und ein kräfftiges Mittel dieses ver¬
irrte Schäfflein auff ebene bahn zu leiten 12 .
Die Kirchenpostill, davon ich geschrieben 13 , ist mitler weile da die Ant¬
wort 14 erwartet worden verkauftet. Hiemit empfhele der Gnade Gottes ver¬
harrend
Meines theuresten Vaters Gehorsamer Sohn
M. Augustus Hermann Francke.
Glauche an Halle den 4. Febr. 1693.
29f Antwort(et).
9 Philipp Reinhard Spener (s. Brief Nr. 18, Anm. 27) war 1692 zur Lehre in einer Apotheke
nach Frankfurt a.M. gegangen (s. Brief Nr. 20, Z. 33f).
10 Nicht überliefert.
11 Philipp Reinhards Brief an Christian Maximilian Spener (s. Brief Nr. 21, Anm. 8), der sich
bereits seit September 1692 in Merseburg aufhielt (s. Brief Nr. 52, Z. 5211), ist nicht überliefert.
12 Vgl. z.B. Pss 119,176 und 143,10.
13 S. Brief Nr. 69, Z. 42-45 und Anm. 17.
14 S. Brief Nr. 71, Z. 41f.