Vorwort
Die Edition des Briefwechsels zwischen August Hermann Francke (1663—
1727) und Philipp Jakob Spener (1635—1705) ist Bestandteil der Edition der
Briefe Speners (1666-1686 [Frankfurter Zeit], 1686-1691 [Dresdner Zeit],
1691—1705 [Berliner Zeit]). Sie bildet darin einen Sonderband. Inhaltlich
unterscheidet sie sich dadurch von den anderen Bänden, daß sie nicht nur die
Briefe Speners, sondern einen Briefwechsel dokumentiert; formal dadurch,
daß der Band neben Personen-, Orts- und Bibelstellenregister auch ein Sach¬
register aufweist und damit stärker eigenständig nutzbar ist als die anderen
Bände dieser Reihe.
Ein großer Teil des Briefwechsels ist bereits im 19. Jahrhundert von Gustav
Kramer publiziert worden, weitere Einzelfunde wurden ergänzend veröffent¬
licht. Nach diesen Ausgaben wurde bisher zitiert. Diese Publikationen bieten
jedoch weder einen textkritischen noch einen kommentierenden Apparat.
Kramer hat den Briefwechsel für seine zweibändige Francke-Biographie
herangezogen. Sein Verzicht auf eine vorhergehende Verifizierung der im
Briefwechsel genannten Personen, Sachverhalte und Daten hat zu manchen
Fehlinterpretationen geführt. Insgesamt war der Briefwechsel ohne einen
gründlichen Kommentar praktisch unerschlossen.
Für die vorliegende Ausgabe konnte der Quellenbestand erweitert werden.
Insgesamt wurden 255 Briefe, davon 140 Briefe Speners an Francke und
115 Briefe Franckes an Spener ermittelt. Die Transkriptionen wurden zu¬
nächst anhand von Kopien erstellt und kollationiert; in einem zweiten Schritt
erfolgte die Kollationierung mit dem in den meisten Fällen im Archiv der
Franckeschen Stiftungen vorhandenen Original. In einem dritten Schritt
folgte der Vergleich mit älteren, unkommentierten (Teil-) Editionen des
Briefwechsels. Dabei zeigte sich, daß diese Editionen nicht viele, aber z. T.
gravierende Fehler (v.a. bei Daten und Personennamen) enthalten. Solche
sinnentstellenden Abweichungen vom Original wurden, da die älteren Edi¬
tionen in der Forschung bis heute verwendet und zitiert werden, im text¬
kritischen Apparat dokumentiert.
Den wichtigsten Arbeitsschritt bildete die Erstellung des kommentierenden
Apparates. Die Dichte und Komplexität der in den Briefen enthaltenen
Informationen erforderte umfassende Recherchen zu Personen und Sachver-