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Nr. 10 A.H. Francke an Ph.J. Spater 18.12. 1690
10. A.H. Francke an Ph.J. Spener
Erfurt, 18. Dezember 1690
Inhalt
Berichtet vom Pietismus in Gotha. - Erbaulicher Lebenslauf des Kindes Johann Christian Probst
aus Jena soll ediert werden. - Berichtet von Reisen nach Saalfeld, Pößneck und Rudolstadt und
von Heinrich Julius Elers' Tätigkeit in Arnstadt. - In Erfurt beginnen Auseinandersetzungen
um Francke.
Überlieferung
A: AFSt/H D 66: 90-91
D: Kramer, Beiträge, 199-201
Gnade und großen Seegen von Gott der sich bezeuget daß er noch lebe!
Theurester Vater in Christo!
Mein jüngstes vom 13. Nov. 1 wird verhoffentl[ich] wol zu recht kommen
seyn. Vor jetzo berichte daß ich mitlerweile zu Gotha gewesen, da ich nun
bereits mehr gutes angetroffen als vorhin. 2 Insonderheit fanget der Gen[eral]
Superintendent] Fergen 3 nun an mit größerem Ernst das Christenthum zu
treiben, daß ihn auch die leute einen pietisten nennen. Er bezeuget mir auch,
daß er begierige ^0 en unter dem gemeinen volck finde. Hat sich in eine er¬
bauliche correspondence mit mir eingelassen. 4 So sind auch da 2 Candid[ati]
ministferii] namentlich Keßler 3 und Schröter 6 , welche einen gar feinen anfang
8 <?en] Hertzen: D.
' Nicht überliefert.
2 Die erwähnten Reisen Franckes nach Gotha lassen sich nicht nachweisen.
3 Heinrich Fergen (20.5.1643-11.11.1708), geb. in Berka an der Werra; 1662 Studium in
Gießen (1665 Magister), 1666 in Jena; 1668 Informator bei Hofprediger Ludwig in Gotha,
1670 Reiseprediger, Beichtvater und Aufseher dreier Prinzen in Gotha; 1673 Dekan in Themar,
1676 Hofprediger und fürstlicher Beichtvater in Gotha; seit 1688 Generalsuperintendent, Kon-
sistorialrat, 1. Pfarrer und Ephorus des Gymnasiums in Gotha (DBA 314, 231-234; Herrmann,
262; Wotschke, Thüringen, 15ff; ders., Vockerodt, 49ff).
4 Briefliche Kontakte zwischen Francke und Fergen sind erst ab 1693 nachweisbar (AFSt/H
in D 83. 84. 89; SBPrKB, Nachlaß Francke, Kaps. 9).
5 Johann Conrad Kessler (1665-1716), geb. in Gotha; 1690 Studium in Leipzig; Hauslehrer
der Kinder Fergens (s. Anm. 3) in Gotha, später Konrektor am Gothaer Gymnasium (DBA 643,
60; Matrikel Leipzig, 215; Kramer, Beiträge, 155; Kramer 1, 249; Wotschke, Thüringen, 15f;
Francke, Tagebuch, 12.3.1714).
6 Wohl Johann Balthasar Schröter (2.11.1664-24.5.1692), geb. in Gotha (Pfarrerbuch Gotha,
607; Kramer, Beiträge, 155). Am 20.3.1692 teilt Kessler (s. Anm. 5) Francke mit, daß sich
Schröter bei seinen Eltern aufhalte, weil er eine gefährliche Krankheit habe (AFSt/H C 210: 4);
der Vater war seit 1687 Pfarrer in Tüttleben bei Gotha (Pfarrerbuch Gotha ebd.).