Nr. 14 A.H. Frauke an Ph.J. Spcticr 2. 11. 1691 53 14. A.H. Francke an Ph.J. Spener Halberstadt, 2. November 1691 Inhalt Berichtet von Begegnungen mit Frommen in Halberstadt und Quedlinburg, um die Verzöge¬ rung seiner Ankunft in Berlin zu erklären. Überlieferung A: AFSt/H D 88: 27 D: Weiske 1, 111-112 Theurer Vater in Christo! Ich habe zwar meine Reise von Gotha aus nach Berlin am verwichenen Donnerstag vor acht tagen bereits angetreten', bin aber hieselbst ohne ver- muthen sehr auffgehalten worden, da mir Gott absonderlich zu Quedlinburg und auch hieselbst eine große thür des worts geöffnet, daß ich mich durch 5 die liebe gedrungen befunden, in dem werck des Herrn nicht meinem ei¬ genen willen, sondern seiner heiligen fuhrung zu folgen. Mit der Hertzogin als Äbtissin 2 habe ich flmffmahl, und zwar zweymahl in Herrn Scriverii 3 behausung geredet, und vom Christenthum conferiret, allemahl auff ihren befehl, und ist mir einige hoffnung übrig daß es nicht ohne Frucht seyn 10 möchte. Die Freulein Börstelin 4 , so der Hertzogin Cammer Jungfer, welche auch freundlich] grüßet, giebt auch gute hoffnung eines rechten durch- bruchs zu der lebendigen Erkentniß. Desgleichen auch die Freulein Auer- 1 Francke hatte demzufolge Gotha am 22.10. verlassen, um der Einladung Speners bzw. von Krauts nach Berlin (vgl. Brief Nr. 13, Z. 13—22) zu folgen. 2 Anna Dorothea, Herzogin von Sachsen-Weimar (12./13.11.1657—23./24.6.1704), zunächst. Dechantin, seit 1685 Äbtissin im Stift Quedlinburg (DBA 27, 102; ADB 1, 470; Schulz, 2f u.ö.; Zedier 55, 1272; Schwennicke NF 1/1, Tafel 156). Anna Dorothea war Briefpartnerin Speners und zeigte sich den Anliegen des Pietismus gegenüber zunächst aufgeschlossen. Sie wurde später zu deren erbitterter Gegnerin (vgl. Spener, Dresdner Briefe 1, Briefe Nr. 98 und 135). Francke widmete ihr 1694 eine Predigt zum 2. So.n.Ep. (Francke, Predigten 1, 80—116; Francke-Biblio- graphie Nr. E 4.1-4). 3 Christian Scriver (2.1.1629-5.4.1693), geb. in Rendsburg; Studium in Rostock (1649 Magister) und Greifswald, dann Informator in Segebrecht; 1653 Archidiakon in Stendal, 1667 Pfarrer in Magdeburg, 1685 Senior, Assessor des Geistlichen Gerichts und Schulinspektor ebd.; 1690 Oberhofprediger, Kirchenrat, Scholarch und Pfarrer in Quedlinburg (DBA 1166, 330—353; ADB 33, 489-492; Jöcher 4, 445f). - Als bekannter Erbauungsschriftsteller verfaßte Scriver u.a. Seelen=Schatz/ Darinn von der menschlichen Seelen hohen Würde/ [...] tröstlich gehandelt wird, Leipzig 1675-1688. 4 Wohl Sybilla Catharina von Börsteil (gest. 24.11.1730), ab 1692 Äbtissin des Damenstifts in Wolmirstedt (Auskunft LHA Magdeburg aus Rep. A 4h und A 12 Spez. Wolmirstedt). 5 Wohl Agnes Maria von Auerbach, gest. 9.10.1738 als Seniorin des Damenstifts in Wolmir¬ stedt (Ledebur 1, 25; Kneschke 1, 141; Schulz, 22. 49. 165). |