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Nr. 34 AM. Francke an Ph.J. Später 23. 7. 1692
34. A.H. Francke an Ph.J. Spener
Glaucha, 23. Juli 1692
Inhalt
Sendet den noch fehlenden Bogen seiner Predigt. - Berichtet von Äußerungen Christian
Nicolais und Friedrich August Jahns gegen ihn. - Jacob Vogler und Elias Naumann haben
niemanden aus der Gemeinde auf ihre Seite bringen können. Auch finden sie keine Zeugen für
ihre Vorwürfe gegen Jungfer Agnes Graffner.
Überlieferung
A: AFSt/H D 88: 30
D: Weiske 1, 114
Theurester Vater in Christo,
Ich sende nun hierbey den neulich rückständigen bogen von meiner predigt 1 .
Erwarte nur die nechste Gelegenheit, daß ich eine partey exemplarien über¬
machen könne. Der Herr wird nun zeigen was sie hier und da für effect thun
5 wird. Desselben tages, nemlich nachmittag, da ich sie gehalten 2 , spricht Herr
Nicolai 3 , man solle denen leuten nichts trauen, sie möchten sich purgiren wie
sie wolten. Ein anderer, M. Jahn 4 , hat gesagt sie redeten auch von Christo
wie andere, aber der tausende könne den Gifft nicht mercken. Ulis satisfacere
nunquam poterimus. Bey der Gemeinde last sich noch ziemliches vergnügen
10 mercken. Kläger 5 haben niemand, wie sie gesuchet, auff ihre Seite bringen
können. Mercken nun auch wohl algemach, daß sie sich mehr auff ungewiße
plaudereyen als auff gewisse zeugen gegründet, daß viel gutes zu hoffen
wäre, wenn die Sache gantz unparteiisch untersuchet würde, und die blöße
der lästerer anderen zum Schrecken recht unter äugen gestellet würde. Denn
15 bißanhero an allen andern Orten, wie klar auch meine Unschuld gewesen,
dennoch vertuschet worden.
10 Seite ] Seiten: D.
1 In dem am 19.7.1692 mitgeschickten Exemplar der gedruckten Predigt zum 6. So.n.Tr. (s.
Brief Nr. 28, Anm. 18) hatte noch der Bogen mit dem Titel und der Widmung an die Gemeinde
gefehlt (s. Brief Nr. 32, Z. 82-84).
2 3.7.1692.
3 Christian Nicolai (23.4.1643-1.4.1709), geb. in Lodersleben; 1661 Studium in Leipzig,
Informator der Kinder des Apothekers Gabriel Rudolph in Halle, 1673 Diakon in Querfurt, 1686
Diakon und 1694 Pfarrer an St. Moritz in Halle (Dreyhaupt 2, 678f; Matrikel Leipzig, 313).
^ Friedrich August Jahn (9.12.1646-11.7.1716), geb. in Glücksstadt in Holstein; 1666 Stu¬
dium in Leipzig (1668 Magister), 1671 Reise nach Holstein und Dänemark, 1675 Adjunkt in
Schmiedeberg bei Wittenberg, 1683 Adjunkt an der Marktkirche in Halle, 1688 Diakon und
1692 Archidiakon ebd. (DBA 598, 21-23; Jöcher, EB 2, 2232f; Matrikel Leipzig, 203; Auskunft
Pfarrerkartei der KPS).
Jacob Vogler und Elias Naumann (s. Brief Nr. 28, Anm. 6).