Nr. 58 AM. Francke an Ph.J. Später 26. 11. 1692
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58. A.H. Francke an Ph.J. Spener
Glaucha, 26. November 1692
Inhalt
Berichtet vom Verlauf der Untersuchungskommission vom 17. bis 26.11.1692: Zeugen zu den
Anklagepunkten des Stadtministeriums wurden vernommen und Bücher aus Andreas Luppius'
Lager konfisziert. Christoph Schräder hat Halle nach einer Anhörung verlassen. Breithaupt hat
sich zur vom Stadtministerium verwendeten Erfurter Kanzelabkündigung gegen ihn geäußert.
Nennt Kritikpunkte am Entwurf des Rezesses. Wehrt sich mit Breithaupt vor allem gegen den
Ausschluß von Bürgern vom Collegium Biblicum und von der Abendbetstunde. Haben mit der
Kommission diesbezüglich Kompromisse gefunden.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 138
D: Kramer, Beiträge, 268-271
Mein theurester Vater,
am verwichenen Montage 1 haben wir die andere Schrifft und darinnen die zu
beantworten restirende punete zusammt unsern desideriis und gravaminibus
bey der commission 2 eingegeben 3 , welche dann nebst der vorigen 4 dem
Minfisterio] communiciret worden. 3 Mitlerweile sind einige zeugen und
personen welche das minfisterium] angegeben, abgehöret worden, 6 deren
1 21.11.1692.
2 Die Kommission, die in kurfürstlichem Auftrag die Auseinandersetzungen um Francke und
Joachim Justus Breithaupt (s. Brief Nr. 7, Anm. 36) in Halle untersuchen sollte (zur bisherigen
Entwicklung in der Sache vgl. Brief Nr. 49, Anm. 19), war am 17.11.1692 zusammengetreten.
Ihr gehörten der Hof- und Kammergerichtsrat Heinrich von Platen (1654—1734, vgl. DBA 963,
279-280), der Landrat des Saalkreises Carl von Dieskau (1653-1721, vgl. DBA 235, 375-376), der
Berliner Propst Franz Julius Lütkens (s. Brief Nr. 44, Anm. 38) und als Vorsitzender der Kanzler
der Universität Veit Ludwig von Seckendorf (s. Brief Nr. 1, Anm. 4) an (vgl. AFSt/H D 92:
96). — Aus den Akten der Untersuchungskommission wird im folgenden nach der im AFSt/H
vorhandenen Abschrift vom 3.12.1692 (D 92: 94—407) zitiert. Eine Originalüberlieferung konnte
bisher nicht gefunden werden. Weitere vollständige Abschriften der Kommissionsakten befinden
sich im AFSt/H D 92: 408—719 sowie D 86 [unpaginiert], zudem im ThStA Altenburg, Familien¬
archiv von Seckendorf, Nr. 1067, Bl. 241-425'.
3 Gemeint ist die in Ergänzung zur Stellungnahme vom 19.11. (s. Anm. 4) am 21.11. einge¬
reichte, 16 Seiten umfassende Antwort Franckes und Breithaupts (D 92: 273—288 [Lit. F], vgl.
128) auf die Vorwürfe des Stadtministeriums vom 18.11. (s. Anm. 4).
4 Es handelt sich um die erste, 14 Seiten umfassende Antwort Franckes und Breithaupts auf die
vom Stadtministerium am 18.11. eingegebenen 26 Punkte (vgl. D 92: 193-203 [Lit. A]), die sie
der Kommission am 19.11. übergeben hatten (vgl. D 92: 205-218 [Lit. B], vgl. 114f).
5 Die Stellungnahme vom 19.11. war bereits am 20.11. Johann Christian Olearius (s. Brief
Nr. 20, Anm. 3) übergeben worden.
6 Das Stadtministerium hatte drei Listen mit Namen zu befragender Zeugen zu den einzelnen
Anklagepunkten übergeben: am 21.11. (D 92: 259-261 [Lit. E, Nr. 1], vgl. 127f), am 23.11. (D
92: 328 [Lit. K], vgl. 154) und am 24.11. (D 92: 380-382 [Lit. R]). Daraufhin waren vom 21. bis