Nr. 101 Ph.J. Spener an A.H. Francke 19.3.1695 375
101. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 19. März 1695
Inhalt
Patengebet für Franckes neugeborenes Kind. — PS: Das Anliegen einer AdjunkturJohann Anasta¬
sius Freylinghausens wird von der Berliner Regierung (Paul von Fuchs, Christian Friedrich von
Kraut) unterstützt. — Hat Franckes Observationes Biblicae und Timotheus gelesen. — Erwähnt
Beispiele für Betrug durch Berufung auf andere Namen. — Vermißt im Brief aus Pennsylvania
Nachrichten von oder über Franz Daniel Pastorius.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 48
D: Kramer, Beiträge, 327—329
Auß unsres liebsten Herren Jesu siegreichem leiden und todt,
gnade, friede, sieg, krafft, trost, heil und leben.
In demselben hertzlichgeliebter Bruder, Hochgeehrter Herr und Gevatter 1 .
Dem der der rechte Vater aller ist 2 , deßen hand uns bildet und auß mutterleib
ziehet 3 , sage mit demselben demüthigen danck vor den geschenckten und 5
den wehrten eitern auch in ihre arm gelifferten ehesegen, und dardurch
neubezeugte güte, Freundlichkeit und Wahrheit: Ruffe ihn aber auch hertz¬
lich dabey an, daß er auch dieses geschenck ein solches geschenck sein laßen
wolle, dardurch biß in die ewigkeit unzähliche Ursachen neues dancks stäts
entstehen mögen. Er wolle also einstheils der wehrten Frau Gevatterin die 10
verlohrne kräfften bald widerum völlig beschehren, und sie an seel und leib
stärcken: andern theils aber und vornehmlich alle seine güte über das liebe
kind außgiessen, nicht allein daßelbige bey guter gesundheit zuerhalten, und
nach seinem rath zu völligem und hohen alter zubringen, sondern auch das
durch die heilige tauff in ihm angefangene gute wercke immer fortzusetzen 15
und zuvollführen auff den herrlichen tage Jesu Christi. 4 Der gütigste Vater,
der es durch seinen gnadenbund zu seinem kind wircklich angenommen, laße
14 /auch/. 15 /immer/.
1 Francke muß in einem nicht überlieferten Brief vermutlich vom 16.3.1695 von der Geburt
seines Sohnes August Gottlieb Francke (s. Brief Nr. 99, Anm. 16) am 14.3. berichtet haben.
Spener wählt hier erstmals die Anrede „Gevatter", weil er neben Joachim Justus Breithaupt (s.
Brief Nr. 7, Anm. 36) und Sophia Maria von Stammer (s. Anm. 15) das Patenamt angetreten hatte
(PfA Glaucha, Taufregister 1637-1701, 487).
2 Eph3,15.
3 Vgl. Ps 139,13.
4 Vgl. Phil 1,6.