Nr. 114 Ph.J. Später an A.H. Franckc 31. 12. 1695 423 114. Ph.J. Spener an A.H. Francke Berlin, 31. Dezember 1695 Inhalt Reagiert auf nicht überlieferten Brief Franckes (Besoldungsprobleme, Observationes, Chilias- mus). — Berichtet von Fortgang der Ereignisse in Leipzig und Merseburg (Separatisten). — Sendet Brief von Justus Samuel Scharschmidt. Überlieferung A: AFSt/H A 125: 54 D: Kramer, Beiträge, 341-343 Von unsrem A und O Jesu, nach deßen rath und in seiner regirung unsere jäh¬ re kommen und hingehen, zu eintretendem neuen jähr und allen folgenden seine jedes tages mit neuem Hecht, krafft, rath, trost, sieg, segen und leben sich erneuernde gnade! In demselben hertzlich geliebter bruder, wehrter Herr und Gevatter. 5 Daß das übersandte rescript überliffert worden, ist mir lieb 1 , und verlange, deßen ungehinderten erfolg zu vernehmen 2 , sovielmehr aber daß die gehoffte hülffe durch göttlichen segen zu vieler frucht gereiche. Daß der Frau Wag¬ nerin, dero anligen täglich vor den Herren bringe, die 6 thaler zugefertigt werden sollen, bedancke mich 3 : habe darvon die 4 bereits Herrn Fidlern nach 10 gegebener adresse zugestellet 4 . Der besoldung wegen werde bey gelegener zeit nicht vergeßen 5 , was die liebe erfordert. Das von der Frau Eheliebste erwartende halte allerdings darvor, daß ihr ungeschmälert, soviel als müg- lich ist, erhalten werden müße, und habe ich vor nicht langer zeit an einen 1 Francke muß in einem nicht überlieferten Brief die Ankunft des kurfürstlichen Reskripts in Sachen der Adjunktur für Freyimghausen vom 10.12.1695 (s. Brief Nr. 110, Anm. 25), das Spener ihm am 14.12.1695 zugesandt hatte, bestätigt haben. 2 Die Angelegenheit der Adjunktur für Freylinghausen war mit dem kurfürstlichen Reskript noch nicht abgeschlossen. Es liegen sowohl von einem befürwortenden als auch von einem ab¬ lehnenden Teil der Gemeinde schriftliche Voten mit Unterschriftenlisten vom 31.12.1695 bzw. 2.1.1696 vor (PfA St. Georgen A 4, Nr. 35. 36). Erst ein weiteres Reskript an die Regierung vom 7.1.1696, in dem darauf hingewiesen wird, daß „die Contradiction einiger, aus der gemeinde |... ] unerheblich und strafbahr" sei, beendete die Auseinandersetzungen (aaO, Nr. 37). Die Vokation Freylinghausens datiert vom 16.1.1696 (aaO, Nr. 38). 3 Spener hatte in seinem Brief vom 14.12.1695 gebeten, Frau Wagner 2 Taler als Weihnachts- gabe zu senden; weitere 4 Taler sollten einer von Francke zu bestimmenden Person zugesandt werden (vgl. Brief Nr. 113, Z. 9-12). 4 Wohl Johann Georg Fiedler aus Tilsit, der 1684 in Königsberg studierte und am 24.10.1695 in Halle immatrikuliert wurde (Matrikel Königsberg 2, 138; Matrikel Halle, 145). Spener bezeichnet ihn als „Freund" und empfiehlt ihn (vgl. Spener an Paul Anton, 28.9.1695, AFSt/H D 81: 736). 5 Zum Problem der Besoldung vgl. Brief Nr. 112, Z. 15-18 und Anm. 6. |