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Nr. 147 Ph.J. Spener an A.H. Francke 17.8.1698
147. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 17. August 1698
Inhalt
Schreibt wegen Christoph am Ende an Dresdner Präsidenten Gottfried Hermann von Beuchling.
- jakob Karl Spener soll in Halle bleiben. Will wissen, was es mit Nachrichten von „großer Ver¬
fuhrung" am Paedagogium auf sich hat. — Hat Schreiben Franckes an Paul von Fuchs übergeben.
— Fragt, ob das von Justus Samuel Scharschmidt übersendete Russisch-Lateinische Lexikon für
Francke bestimmt ist. - Für Johann Caspar Schades Stelle sind drei Kandidaten aufgestellt.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 77
D: Kramer, Beiträge, 386-387
Von unsremjesu alles heil und leben!
In demselben hertzlich geliebter Bruder, Hochgeehrter Herr und Gevatter.
Der Christliche Christoff am Ende 1 ist mir selbs bekant, und hat voriges
jähr mehrmal mit mir geredet, da ich sehr viel gutes, nichts aber anstößiges
5 an ihm gefunden, und mich über der widrigen nicht nur Ungerechtigkeit son¬
dern auch absurdität verwundert, die sich in diesem letzten noch auffs gröbste
heraußlaßet 2 : ich habe hiermit an Herrn Praesidfenten] von Beuchlingen 3
der sache wegen geschrieben 4 , ob er vielleicht das schreiben ihm selbs zu
praesentiren in willens haben möchte, sonsten es unmittelbar nach Dreßden
io spediren könen. Ich bin aber nicht gewiß versichert, ob er widerum von
Breßlau, allwo er mit seinem Sohn 5 etwas conferiren wollen, solle zurückge-
1 Vermudich Christoph am Ende (1649—1717), geb. in Günsdorf; um 1682 Scherenschmied
und Spitzenhändler in Lossnitz in Sachsen, der am 12.7.1698 verschiedene Spenden an Francke
übermittelt und um Fürbitte wegen schwerer Anfechtungen gebeten hatte (Auskunft des Pfarr¬
amtes Lossnitz an das Archiv der Franckeschen Stiftungen; AFSt/H C 200: 7).
2 Francke muß in einem zwischen dem 2. und 13.8.1698 abgefaßten, nicht überlieferten Brief
über die Situation am Endes berichtet oder dessen Schreiben mitgesandt haben.
3 Gottfried Hermann von Beuchling (Beichlingen) (1638—1704), 1643 Studium in Leipzig,
dann kursächsischer Geheimer Rat und Oberkonsistorialpräsident in Dresden sowie Oberhof¬
richter in Leipzig (Matrikel Leipzig, 22; vgl. die Lexikonartikel zu Wolf Dietrich von Beuchling,
s. Anm. 5).
4 Ein entsprechend datierter Brief Speners an von Beuchling ist im Unitätsarchiv Herrnhut
unter der Signatur R.23.6., wo Briefe Speners an von Beuchling aufbewahrt sind, nicht über¬
liefert.
5 Wohl Wolf Dietrich von Beuchling (Beichlingen) (13.4.1665-28.9.1725), geb. in Zschorna
bei Würzen; ab dem Beginn der 90er Jahre kursächsischer Hof-, Justiziell- und Legationsrat sowie
einflußreicher Berater Friedrich Augusts von Sachsen (s. Brief Nr. 138, Anm. 6), u.a. 1697 in
Vorbereitung der Übernahme der polnischen Krone in Warschau; 1700 Oberstkanzler, faktisch
Premierminister, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben; 1703 Sturz infolge politischer Intrigen
um die Beteiligung Kursachsens am Nordischen Krieg, Inhaftierung auf dem Königstein; seit