Nr. 111 Ph.J. Spener an A.H. Francke 30.9.1699
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177. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 30. September 1699
Inhalt
Hofft auf weiterhin problemlose Durchsetzung des Edikts wegen Aufhebung des Streits mit den
Stadtgeistlichen. — Berichtet von Personalentscheidungen für Osterburg, Oranienburg und Mese-
berg. - Die Edition eines weiteren Predigtjahrgangs müßte Johann David II. Zunner vorbehalten
bleiben. — Justus Lüders ist irritiert über die Nachricht, daß Francke auch die Inspektion über die
Schulen des Fürstentums Halberstadt übertragen werden soll. — Johann] Weimer bewirbt sich
um Propsteistelle des Klosters Marienstuhl bei Egeln; Lüders plädiert für Verbindung der Stelle
mit einer Hallenser Theologieprofessur. - Erwägt Lüders Vorschläge für eine Anstellung August
Hoffmanns. — [Daniel] Bandeco ist schwer erkrankt.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 94
D: Kramer, Beiträge, 413-415
ImmanuEl!
In demselben hertzlich geliebter Bruder, wehrter Gevatter, HochEhrwürdiger
Herr.
Die dancksagung 1 ist überflüßig, in dem nichts von mir geschehen, da
nicht zu mehrern verbunden wäre. Dem Herrn aber seye ewiger danck über
das, worinnen er deßelben gegenwart alhier 2 gesegnet hat, zum zeugnus, das
noch je zuweilen auch zu diesen Zeiten einiger sieg des guten erhalten werden
solle. Es ist mir lieb, das wegen abolirung des Streits mit dem ministerio das
Consistorium keinen scrupul movirt 3 : verlange aber zu erfahren, wie sich das
ministerium bezeugen, und sonderlich zu den monatlichen conferentzen 4
verstehen wird 5 : welchen punct ihnen den schwehrsten zusein glaube.
Die inspection Osterburg ist bereits an Herrn Läper von Oranienburg 6
5 seye ] + (dancken(?)).
1 Franckes Dank für Speners Gastfreundschaft in Berlin (s. Brief Nr. 176, Z. 4—6).
2 Zu Franckes Aufenthalt in Berlin s. Brief Nr. 175, Anm. 5.
3 Zur Aufhebung der Streitsache zwischen Francke und den Halleschen Stadtgeistlichen s.
Brief Nr. 176, Anm. 4.
4 In dem Reskript waren monatliche Konferenzen zwischen dem Stadtministerium und den
Pfarrern der Vorstädte wie auch den Professoren der Theologie zur Abwendung von Mißverständ¬
nissen angeordnet worden (Reskript vom 8.9.1699 [s. Brief Nr. 176, Anm. 4]).
5 Zur Reaktion des Stadtministeriums s. Brief Nr. 184, Z. 12-16 und Anm. 7.
6 Johann Friedrich Löper, geb. in Stargard; Studium 1681 in Frankfurt/Oder, 1683 in Witten¬
berg; zunächst Feldprediger, ab 1690 Pfarrer in Oranienburg; 1699 Oberpfarrer in Osterburg,
1703 Ausscheiden aus dem Amt (Matrikel Frankfurt/Oder 2, 175; Matrikel Wittenberg, 207;
Pfarrerbuch Brandenburg 2/1, 513; Auskunft Pfarrerkartei der KPS).