Nr. 185 Ph.J. Spener an A.H. Francke 9.12.1699 663
185. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 09. Dezember 1699
Inhalt
Sendet Theodor Gehrs Brief zurück. - Befürchtet, daß Franckes Brief an Paul von Fuchs, den er
übergeben hat, die Lage noch verschlimmern wird. — Bittet um Information über einen Schlesier
am Paedagogium, der sich dem Teufel verschrieben haben soll.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 100
D: Kramer, Beiträge, 424-425
Von unsrem AdventsKönig Jesu alle krafft seiner seligen zukunfft!
In demselbigen hertzlich geliebter Bruder, HochEhrwürdiger Herr und Ge¬
vatter.
Ich habe hiemit wider zu restituiren Herrn Gehrens schreiben 1 und das
concept des eigenen brieffs an Herrn geh[eimen] R[ath] von Fuchs 2 . Was
jenes anlangt, leßt sich nichts tentiren, biß man erst mit der person, auff die
gesehen wird, gesprochen, u. sie etlichermaaßen sondiret. 3 Dieses aber be¬
treffend, hätte ich den brieff lieber hinderhalten als übergeben, in dem er mir
vorgekommen, das er eher eine verbittrung erwecken, als zum guten helffen
möchte: weil mirs aber nicht freygegeben gewesen, und ich nicht wußte, was
der Herr darunder haben möchte, so habe ihn in Gottes nahmen überliffern
laßen. Weil nunmehr die außführung der sache und erweises angeordnet 4 , so
weiß nun weiter nichts mehr zu thun, als das den Himmlischen Vater stets um
seine gnade anflehe, der weißheit verleyhen wolle zu thun, was das gute am
besten befordern kan, und alsdan auch solchen segen darzu geben, das wir se¬
hen, wo wir keinen sehen, das er doch einen guten außgang zu schaffen wiße.
Dabey bitte aber hertzlich, stets zu gedencken, das wir zwahr nimmermehr
7 Dieses ( Diesen.
1 Brief Theodor Gehrs (s. Brief Nr. 117, Anm. 32) vom 18./28.9.1699, den Francke Spener
am 17.10.1699 zugesandt hatte (s. Brief Nr. 180, Z. 3-8 und Anm. 1).
2 Nicht überliefert. Zum Schreiben Franckes an Paul von Fuchs (s. Brief Nr. 95, Anm. 4) s.
Brief Nr. 184, Z. 49-55.
3 Zu Speners Meinung zu Gehrs Anliegen vgl. schon Speners Brief vom 21.10.1699 (Brief
Nr. 181, Z. 5-17).
4 Francke war am 17.11. und 5.12.1699 vom Konsistorium zu einer Stellungnahme zur
Eingabe der Stadtgeistlichen vom 16.10.1699 (s. Brief Nr. 184, Anm. 7) aufgefordert worden;
er hatte am 8.12. aber um eine vierwöchige Frist für die Beantwortung gebeten (UA Rep. 27,
Nr. 1081, Bl. 94f. 97).