808 Nr. 236 Ph.J. Spener an A.H. Francke 26.3.1701
236. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 26. März 1701
Inhalt
Erwägt Personalvorschläge für das Rektorat des von Theodor Gehr gegründeten Collegium
Fridericianum in Königsberg. — Gibt Anweisungen für die Verteilung von Exemplaren des
zweiten Teils der Bedenken.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 121
D: Kramer, Beiträge, 468
Von unsrem gecreutzigten und aufferstandenen Heiland Jesu Christo
seines todes krafft und seines lebens gemeinschafft!
In demselben hertzlich geliebter Bruder, Hochgeehrter Herr und Gevatter.
Unser liebe Herr Gehr 1 , der auff dem wege anher begriffen 2 , und den
5 Gott glücklich zu uns unter seinem geleit bringen wolle, hat mich gebeten,
mit demselben zu überlegen, wen man ihm zum rector vorschlagen könte 3 ,
u. zwahr einen solchen, der Licentiam in Theologia haben könte, um die
erlaubnus zuerlangen, Collegia Theologica zuhalten, welches eine absieht
von großer Wichtigkeit und nach vermögen zubefordern ist. Ich hätte wol an
io Herrn M. Achillem 4 gedacht, der vor dem ein stattlicher disputator gewesen 5 ,
aber da sein nähme durch den unfug 6 v. D. Schelwigen 7 so bekant worden 8 ,
7 Theologia ] Theologica: D.
1 Theodor Gehr (s. Brief Nr. 117, Anm. 32).
2 Gehr hatte seinen Besuch in Berlin Spener am 10.3. und 17.3.1701 angekündigt (AFSt/H
D 88: 254. 257; vgl. auch Gehr an Francke, 10.3.1701, AFSt/H C 16: 40). Er traf am 6.4.1701
in Berlin ein, hielt sich ungefähr zwischen dem 14. und 26.4.1701 in Halle und bis um den
18.5.1701 erneut in Berlin auf (vgl. Gehr an Francke, 9.4. u. 26.4.1701, AFSt/H C 16: 41-42).
3 Gemeint ist das Rektorat des gerade privilegierten Collegium Fridericianum in Königsberg
(vgl. schon Brief Nr. 180, Anm. 2). Zu Speners und Franckes Personalvorschlägen vgl. bis Z. 17
und Anm. 12.
4 Andreas Achilles (s. Brief Nr. 8, Anm. 9).
5 Vgl. A. Achilles, Bonitas Formae momentosi hujus Syllogismi Quicunque in Christum
Jesum credere tenentur, pro illis Christus est mortuus f...] Respondente Christiano Dülffero [...],
[Leipzig 1687], Weitere Disputationen von Achilles sind nicht nachweisbar.
6 Ausführliche Beschreibung (s. Brief Nr. 81, Anm. 17).
7 Samuel Schelwig (s. Brief Nr. 105, Anm. 9). Ob Spener tatsächlich davon ausgeht, daß die
Ausführliche Beschreibung (s. Anm. 6) von Schelwig verfaßt worden war, oder ob er die Schrift
möglicherweise mit Schelwigs Itinerarium antipietisticum (s. Brief Nr. 79, Anm. 3) verwechselt,
läßt sich nicht ermitteln. In letzterem wird Achilles nur kurz erwähnt (aaO, 39t).
8 Im Kontext des Berichts über die Halberstädter Ereignisse um Anna Margaretha Jahn (s.