I. N. J.
 
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was Er dir
gutes gethan hat!
 
O! Daß ich doch täglich mir diese Worte zugerufen hätte - zu-
rufen möchte! daß doch dieser Vorsatz meine Seele besonders dann
belebte, wenn Zerstreuungen wenn Unglaube; wenn Trägheit, wenn
Versuchungen von innen und aussen mich im kindlichen Umgange mit Gott
stören, von ihm entfernen u. folgl. unglückl. machen wollen. Oft
zwar, aber lange nicht oft genug habe ich über die unzählbaren Wohlthaten
Gottes, welche er auch mir erwiesen hat, lebhaft nachgedacht u. wurde
allemal bey solchen Vorstellungen gerührt und zum demüthigen und
kindl. Dank bewogen. Denn was habe ich dir mein Gott u. mein Va-
ter! zu vor gegeben, daß du mich, auch mich ans Licht gebracht hast; daß
[du] mich kein unvernünftiges Geschöpf, sondern einen vernünftigen
Menschen hast werden lassen; daß du mich nicht von heidnischen, so-
dern von christl. Eltern geboren werden liesest; und zwar eben in
diesem Jahrhundert, eben an diesem Ort, eben von diesen Eltern,
eben unter diesen Umständen mich geboren werden lieseßt liesserst?
und Ehe ich noch da war, hast du mich schon geliebt, und dei-
nen eingebornen Sohn auch für mich dahin gegeben, und hast mich
zu einem recht seligen Menschen durch ihn zu machen beschlossen! -
Hättest du mich nicht vom ersten Augenblicke meines Lebens an
vor Gefahren geschützt, aus Gefahren errettet; hättest du nicht
da geholfen wo niemand helfen konte: ich wäre längst dahin! -
Was hätte ich sagen wollen wenn du mich in meinen Sünden hin-
geraft hättest? - Ich hätte bekennen müssen; Herr, du bist,
gerecht, und deine Gerichte sind recht! Aber Dank, ewiger Dank
sey dir, daß du mich mit so unbeschreiblicher Geduld getragen u.
zu deinem Sohn gezogen hast! Dank sey auch dir Herr Jesu
Christe, daß du gekommen bist, die Sünder selig zu machen; daß
du auch für mich gestorben bist; daß du dich mir durch deinen
Geist zu erkennen gabst wie du auch mit von Gott gemacht seyst zur
Weisheit zur Gerechtigkeit zur Heiligung und zur Erlösung;
daß du dich meiner, als mir um Trost sehr bange war, und
ich erkannte, daß ich ohn dich nicht selig werden könte so gnädig ange-
nommen und auch zu mir gesagt hast: Sey getrost mein Sohn;
dir sind deine Sünden vergeben! - Nun kan ich froh deinen Geist