die beschwerliche Postreise, da ich eine ganze Nacht auf offenem Wagen unter heftigen Regengüssen saß, hatte viel-
leicht auf meine Gesundheit nachtheilig gewirckt; Denn ich wurde einige Wochen nachher meiner Ankunft sehr krank u. wenn
ich nicht irre so war es länger als vierzehn Wochen, welche ich auf meiner Stube beschränkt war. Und seit dieser ganzen
Zeit genoß ich außerordentliche Liebesbeweise in dem Hause des Herrn J. G. van der Smissen die sich meiner als theil-
nehmende u. treue Freunde annahmen. Meine Kräfte sanken unter diesem kalten Fieber sichtbahrlich dahin u. ich wandel-
te als ein Schattenbild. Kaum fühlte ich mich in etwas wieder hergestellt von dieser schweren Krankheit, da mich die Nachricht
von meines Großvaters Krankheit erschütterte, u. meinen Glauben stark prüfte. Ich war gerade im Begriff ihm mein
fortwährendes Verlangen mich der Mission zu widmen mit neuen Gründen die mich nun mehr //für// die Sache bestimmten
vorzulegen u. mir seinen Rath auszubitten, da ich die Nachricht von seinem Hinübertritt zu einer beßeren Welt
erhielt. Wie leicht zu erachten, diese Nachricht muste für mich tief beugend u. schmerzhaft seyn. Doch öfnete sich mir die Trost-
quelle, u. ich erfreute mich des Wiedersehens in der Ewigkeit. – Nach //Verlauf// einiger Zeit da ich getröstet war über den herben
Verlust, wurde ich wieder meines Entschlusses eingedenk, u. nach reiflicher Ueberlegung u. vorher gepflogener
Unterredung mit verständigen u. erfahrenen Christen über diesen Gegenstand, u. nach vielem Gebet schrieb ich an
den Herrn Prediger Jaenicke in Berlin indem ich zugleich an ihn durch die Güte des Herrn J. G. van der Smissen empfohlen wurde. In
einem Antwortschreiben erfuhr ich von Herrn Pred. Jaenicke, daß ich derzeit nicht im dortigen Institute studieren könnte
indem Umstände es verhinderten, da aber im Lauf des Jahres oder später sich vielleicht Gelegenheit fände mich
als Pädagogist auf zunehmen so würde es mir vielleicht gefallen zu warten. Ich war nun in so weit ruhig
da ich das Meinige gethan hatte u. es nun der göttlichen Leitung zu überlaßen u. meinen Willen dem heiligen
Willen Gottes zu unterordnen fest entschlossen war. Der Herr Dr. Steinkopff, welcher der Zeit von London kommend über
Altona reisete und mehrere Tage in dem Hause des Herrn Heinr. van der Smissen verweilte, nahm mich mit sich auf
seine Stube wo wir alleine über diesen Gegenstand sprachen u. er mir die Wichtigkeit u. die Beschwerden des hohen
Amtes darstellte; u. nachdem er meine Beweggründe angehört hatte die mich bestimmten so munterte er mich auf
mich der göttlichen u. seligen Führung ferner ganz zu überlaßen.
Obgleich mein Entschluß mich dem Dienste des Evangelii unter den Heiden hinzugeben nicht verändert
wurde so wurden es doch meine Ansichten. Ich lernte mehr die Schwierigkeiten kennen u. durch tägliche ge-
nauere Beobachtung meiner selbst wurde ich bekannter mit meinem Herz u. mit meinen moralischen Schwachheiten,
u. Unvollkommenheiten u. es erschien mir dann als ein kühner Gedancke daß ich mich //zu// dem großen Werke als
Arbeiter angebothen hatte. Es wurde daher mehr mein ernstlicher Wunsch u. mein tägliches Gebet, daß der Herr
mich leiten möchte. – Mein Aufenthalt in Altona wurde der Zeit durch zwey meiner Freunde um vieles an-
genehmer u. nützlicher gemacht. Es war mein Jugend-Freund der Sohn des Herrn Justitzraths W. in Swinemünde
nach Hamburg gekommen, um sich daselbst in einer angesehenen Schule unter der Leitung des Herrn Prof. Voigt
mehr für die Handlung auszubilden. Uebrigens hatte ich eine Bekanntschaft mit einen mir von dem Herrn
Gilbert van der Smissen empfohlenen jungen Mann aus Berlin nach Namens Boshardt gemacht, welcher jeden
Sontag mit mir in angenehmen Unterhaltungen verlebte. Seegen Gottes auf Euch theure, Freunde, u. das selige
Wiedersehen erfreue uns einst jenseits des Grabes!
Die Bekanntschaften, welche ich mit den verschiedenen durchreisenden Missionarien machte, von welchen
ich nur besonders die Herren Schnarre, Rhenius, Supper, Kam u. Brückner erwähne, welche zu einer
u. derselben Zeit in Altona auf ihrer Durchreise nach England zusammentrafen, u. einen unvergeßlichen Abend
mit mir auf meiner Stube verlebten, erhielten mich immer in einem warmen Andenken der Sache u. wekten
mehrere Theilnahme.
Wenn ich nun, gegenwärtig da ich dieses schreibe, in mein verlebtes Leben zurückblicke, so finde ich daß
ich in mancher Hinsicht mehr zu dem Schritte, den ich nun bald zu thun hatte zubereitet war, als einige Jahre
früher. Ich hatte mich zu sehr auf meiner Stube u. auf meine Bücher beschränkt, u. daher hatte sich eine Schüch-
ternheit, die mich nicht frey handeln ließ im Umgang mit Andern eingeschlichen. Mangel an Selbst Menschen-erkenntniß war es ferner, welcher zu Mißgriffen mich veranlaßte, wobey in meine Gutmüthigkeit ganz miß-
verstanden u. von Andern gemißgebraucht wurde. Uebrigens war ich in den Jahren besonders in der Selbst-
erkenntniß sehr zurück u. dachte noch zu gut von mir obgleich ich mich selbst als Sünder anerkannte. Aber seit
den letzteren Jahren, hatten die Verhältnisse, Lagen, Umstände, Personen u. die ganze Verkette der Dinge
u. Begegnisse so auf meinen Geist gewirkt u. die Leiden so vortheilhaft an mir gearbeitet – als die Feile
in der Hand des weisen Werkmeisters, die mit jedem weise geleiteten Zuge das Werck der Vollendung
näher bringt – so daß ich wagen darf zu behaupten ich hatte mich um sehr vieles den Urquellen des Lichts
u. wahrer Gotteserkenntniß u. Selbstkenntniß Jesum Xtum genähert. – Aber Eins erblicke ich jetzt was noch nicht
//die Zeit// in dem Gange der Göttlichen Vorsehung herbeygeführt, welches doch so großen Einfluß auf meine Zukunft gegenwärtige Lage
haben sollte u. wenigstens angeordnet sein mußte ehe ich Altona verließ. Der liebevolleste Vater im Himmel, den ich
alle meine Sorgen täglich übergebe, u. auf deßen Gnade und Huld sich mein ganzes Wohl sowohl dieser als jener Welt
gründet, hatte mir eine Gefährtin für das künftige Leben beschieden, welche mir das Haus wo ich u. //die// Familie wo
ich ch damals lebte unvergeßlich theuer machen sollte, indem ich sie daselbst finden u. von dort zur, von Gott festgesetzten, Stunde
abholen sollte. – Unser Zusammentreffen war unstreitig von der weisesten Vorsehung geordnet. Ich ahnete
dies damals schon, wollte aber, da ich mein eignes Herz fürchtete, Gedanken der Art nicht Raum geben,
sondern suchte sie aus meiner Seele zu drängen. Gebet! wie tröstlich warst du mir in jenen Stun-
denn! Des […] – Heiliges Wort Gottes! welcher sicherer Stab //ist// deine Lehre; u. welche Leuchte auf dem Wege //des Jüngling u. dir geheißen// wo die Sünde lauert gleich der Schlange […]
[…]
[…]
[…]
[…]
[…]
[…]
[…] Ich gestehe es dauerte Wochen u. Monathe
ehe ich meine Willen auch in dieser Sache ganz der göttlichen Führung unterordnen u. es der Leitung
Gottes anheimstellen konnte; ob er mich mit dieser edlen Seele oder mit einer andern in der Zukunft
vereinigen würde. Doch endlich wurde mein Wille dem göttlichen unterworfen u. es wurde mein Ge-
bet, wenn der Herr mich für den Ehestand bestimmt hätte, so möchte seine Hand mich huldvoll leiten
daß ich diejenige fände, welche er für mich vorsehe.
Es kam endlich die Stunde da ich zum großen Werke als Missionar unter die Heiden zu
gehen aufgefordert wurde. Ich erhielt nehmlich ein Schreiben von dem Herrn Pred. Jaenicke in welchem er es
mir antrug mich ins dortige Institut aufzunehmen, wenn ich noch derselben Gesinnung wäre,
als ich sie früher ausgesprochen hatte. Demnach nach dem Verlauf eines Monats während dem
ich diese Sache noch in Ueberlegung nahm, ich entschloß ich mich endlich völlig nachdem ich über
acht Jahre gleichsam von der göttlichen Vorsehung zubereitet geworden war u. den Wunsch in meinem
Herzen trug, diesen hohen Ruf anzunehmen u. trat meine Reise nach Berlin an. Doch ehe ich
Altona verlasse, die für mich so interessante Stadt, kann ich meinem Herzen nicht das Vergnügen
versagen meinen herzlichen Dank für die zu bestimmen, die mir so viele Beweise reiner Freundschaft
u. Liebe gaben. O lebet u. wirket in Seegen ihr Edlen! u. gedenket zuweilen im Gebet Eurer
fernen Mitwoller zum hohen großen Ziele. Friede Gottes wallte in Euren Häusern u. Herzen. Und
traget, liebet, duldet, betet, würket u. hoffet u. bald sehen wir uns im Himmel wieder! Noch finde
ich zu erwähnen, daß die Bekanntschaft mit dem Herrn Claudius in Wandsbeck mir äußerst interess-
ant war u. daß ich oft noch des Nachmittags mit Freuden gedenke, den ich äußerst angenehm in
seinem Familien Kreise verlebte. Der Wandsbecker-Bothe trat mich oft vor die Augen während uns-
sers Gesprächs u. ich konnte mich des Lächelns nicht enthalten. Nach einem herzlichen Abschied von meinen
Freunden, nahm ich eine Stelle auf dem Postwagen u. kehrte zu nach meinem Vaterlande zurück, wo ich
nach einer angenehmen Postreise in Berlin ankam u. an demselben Tage den Herrn Pred. Jaenicke sah
der mit zuvorkommender Freundlichkeit mich aufnahm.
Mein Aufenthalt in Berlin wurde mir bald angenehmer durch verschiedene Bekanntschaften,
welche ich dort machte, von welchen ich nur diese nenne Herr Prediger Jaenicke u. Herr Kaufmann S. Elsner Herr
Baron von Kottwitz Herr Bank Cassirer Herman Herr Prediger Ringeltaube und Herr Prediger Garve u. mehrere
wahre Christen, überdem trug die Ankunft meines Vetters Herrn Geheim Kalkulator Kaddatz vom
Französischen Ministerio viel dazu bey indem ich meine Cousine seit langer Zeit nicht gesehen hatte
u. ich sie nun oft besuchen konnte. Nach einigen statt gehabten aber durch ein Schreiben von mir bald
gehobenen Bedenklichkeiten meiner l. Mutter u. anderer Anverwanten wegen der weite Entfernung in
welcher ich in diesem Amte von ihnen u. meiner Vaterstadt gebracht würde – waren sie zufrieden mit
meinem
Schritt. Ich hatte im Lauf der Zeit das Vergnügen die lieben Meinigen in Stettin noch zu verschiedenen
Malen zu besuchen u. am letzten Male geschah es in der Gesellschaft meines theuren Freundes Elsner -
Da ich Ungefehr nach Ein Jahr […] //zuvor ich// meinen Cursus in Berlin zu vollendet hatte, machte ich
meinem würdigen Freund, Herrn Pred. Jaenicke bekannt mit meinem Wunsche, daß wenn es des Herrn Wille wäre
ich mich mit der Jungfer Anna Behrens, die Tochter eines Chirurgus in Altona zu verbinden, u. sie jetzt
als meine künftige Lebensgefährtin zu wählen. Nach hinlänglicher beyderseitiger Erwägung des für
mich so wichtigen Gegenstandes beschloßen wir daß ich nach Altona an den Herrn J. G. v. der Smissen schreiben
u. einen Einschluß an sie selbst richten sollte, welches ich demnach that und nach einem Zeitverlauf von mehr
als Einen Monath das Ja Wort erfolgte. Es war in dem letzten Jahre meines Aufenthalts in
Berlin als mein würdiger Freund der Herr Pred. Jaenicke von einer ernsthaften Krankheit ergriffen
wurde, welche ihn von der Erfüllung der öffentlichen Amstpflichten zurückhielten, welche ihm auflagen.
Dies, obgleich ein betrübendes Begegniß für die welche ihn, seine Kinder u. sein Gemeinde liebten u. Ge-
fühl für die leidenden Armuth hatten,- gab mir eine Gelegenheit wo sich meine Seele näher u. inniger
mit