Die in der Schule nicht tractirt würden, anmerklich gewesen war. Diese freundschaftlichen Spazier-
gänge trugen vieles dazu bei, den Lehrer seinen Schülern schäzbar zu machen. Ein Jahr lang oder
vielleicht länger ging ich nebst einer Menge anderer Knaben und Mädchen alle Montage
von 9 bis 12 Uhr in die Chatechismus Lehre zum Probst Nauwerk. Der fertigste von uns
Knaben war ein Bauerknabe, der bei seiner Confirmation höchstens vierzehn Jahr alt seyn
mögte. Unter den Mädchen war des Probsts Tochter Julchen beiweitem die geschickteste,
welche mit einer reizenden Bildung eine edle Seele verband. In den Fasten wurd noch außer
dem des Freitags Religions Unterricht ertheilt. Bei meiner Confirmation am Grünen
Donnerstage 1777 hielt uns der Probst eine rührende Ermahnung, wobei manche milde Thrä-
nen floßen, und mir die Worte besonders eindrücklich waren: Wie heilig ist diese Stätte!
Hier ist nichts anders denn GOttes Haus, hier ist die Pforte des Himmels.
Von dem Organist Herrmanns lernte ich das Clavier, mein Tanzmeister war
der Hauboist Panzer vom Ahlefeldtischen Regiment, ein ernsthafter geschickter Mann,
den alle Herrschaften wohl zu leiden hatten, und der mir auch nacher Anweisung im Fech-
ten gab. Wie ich so weit war, daß ich in Gesellschaft tanzen konnte, so erhielt ich Erlaubniß
in die Kinder-Gesellschaft zu kommen, die sich alle Mittwochen Nachmittage in dem Hause
des Herrn Majors, nachher Obersten Hagen von der Artillerie versammelte, welcher [?]
eine Tochter und einen Sohn hatte. Da wurd getanzt von 5 bis 8 Uhr, wobei er sowol als
seine würdige Gemahlin genaue Aufsicht hielten, daß alles ehrbar und ordentlich zuging.
Er war in allem Betracht ein exemplarischer Mann und hatte sich blos durch persönliches Ver-
dienst vom gemeinen Ganonier zum Stabs Offizier hinauf gedient. Sein Haus lag in ei-
ner Bastion des Hornwercks vor dem Lüneburger Thor; in der gegenüber liegenden Bastion
wohnte der Ingenieur Hauptmann Herr von Benoit, ein besonderer Freund meines Vaters,
der auch so gütig war, mich nachher, da ich das Militair-Leben erwählte im zeichnen und
tuschiren Militairischer Plans zu unterrichten. Ein anderer Freund meines Vaters war der
Herr Major von Diepenbroick, dem es sehr misfällig war, daß ich dem Exerciren der Soldaten
so fleißig zusah. Wie wir erst nach Ratzeburg kamen war mein Vetter Herr Cumme
noch gefreitcorporal, wurd aber das nächste Jahr Offizier. Er hatte noch zwey Brüder so-
viel mir wißentlich ist, der ältere war Amstvogt, der jünger Cavallerie Offizier. Ich
sah so viele Unterofficiere zu Offiziers avancieren, und dann in die ersten Gesellschaften
gehen, daß mir der Mund wäßerte nach einer so geschwinden Methode zu großen Ehren
und schönen Kleidern zu kommen. -
Nachdem ich die Domschule verlaßen hatte übergab mich mein Vater im Jahr 1779
dem Candidat Riemann zum Unterricht, welcher sehr ausgebreitete Kenntniße besaß,
und mich in der Logik, worinnen ich noch sher zurück war, zimlich weit brachte auch über-
haupt in Humanioribus mich sehr förderte. Dieser würdige Mann ist, so viel ich mich
erinnere ein paar Jahre hernach bey Herzog Friedrich Franz von Mecklenburg Schwe-
rin Hofprediger geworden. Bei dem Stadt- und Landphysicus D. Bernhard Rust hatte ich
Privatlectionen über die Anatomie und Hallers Phisiologie.
Zu Anfang des Jahres 1781 ließ ich mir mit meines Vaters Erlaubniß die Blattern
einimpfen, die ich leicht überstand und zu Ostern deßelben Jahres bezog ich die Universität
Göttingen, wo ich mich unter dem Prorectorat des Hofraths Meister am 26ten April
als Med. Stud. inskribirte und zwar auf Anrathen einiger Freunde meines Vaters als Ratze-
burgensis, weil sie dafür hielten, ich würde hiernächst im Hannöverischen als Landeskind
desto leichter placirt werden. Ich hörte Botanick bey Murray Physiologie bei Weisberg
Chemie und Mineralogie bei Gmelin, Naturhistorie bei Blumenbach, im Winter Anatomie,
Seciren, Materia medica pp
Ein