von Freitag nach Nienburg um die neuen Compagnien in Augenschein zu nehmen; er be-
merkte sich die geschicktesten von den gegenwärtigen Unteroffizieren, um sie zu weiteren
Avancement vorzuschlagen, meiner aber wurd von meinen würdigen Offizieren zwar mit di-
stinction doch aber mit dem Zusatz erwähnt, daß ich wahrscheinlich nicht lange mehr zu leben hätte;
ich wurd also auf der Liste der künftig zu befördernden jungen Leute nicht mit aufge-
führt. Da ich endlich genesen war, so nahm ich im August Monat Urlaub nach Ratze-
burg, um meinen Vater noch einmal zu sehen, und stand ihn in schwächlichen Leibes-
Umständen, er konnte nicht wohl ohne Stab gehen, und seine vormals schöne Hand-
war kaum noch leserlich. Ich wäre nun gerne bei Ihm geblieben; schämte mich aber
um meinen Abschied anzuhalten, weil ich besorgte, man würde mir ein solches Ge-
sug zur Feigherzigkeit auslegen. Mein sel. Vater gab mir viele gute Ermahnungen
und legte bis zum Wiedersehen vor GOttes Thron den Segen des HErrn auf mich
und ich verließ das väterliche Haus mit einem schweren Herzen. -
Einige Gönner und Freunde, unter andern der Hofmedicus Lentin versahen mich
mit nachdrücklichen Empfehlungsschreiben an den Obersten Reimbold, welcher beide Re-
gimenter in Indien als Chef commandirte, denn daß er abgelöst werden würde, das war
damals noch nicht bekannt.
Nachdem unser neuer Major von Spangenberg zu uns gekommen war, schifften
wir uns zu Anfang Octobers auf der Weser ein. An der Mindung der Weser erwarte-
ten uns Englische Transportschiffe, welche uns nach Gravesend führten. Wir blieben
beinahe drei Monate in England, bis unser neuer Oberster von Wangenheim zu uns
kam, worauf unsere und die Scheidemannsche Compagnie mit dem Obersten auf dem
Lascelles und die beiden andern Compagnien mit dem Major auf andern Compag-
nie Schiffen am 3ten Januar 1787 nach Indien unter Segel gingen. - Nach einer glück-
lichen Schiffarth erreichten wir das Vorgebürge der guten Hoffnung den 3ten April, nah-
men Schafe und Gartengewächse ein, und sezten am stillen Freitag den 6ten April unsere
Cours fort. Endlic erreichten wir in den lezten Tagen des Maymonats das Ziel unserer
Reise und warfen Anker auf der Rhede von Madras. Den folgenden Tag gingen wir
ans Land, wurden von unsern Landsleuten freundschaftlich empfangen und mit der
Indianischhen Lebensart bekannt gemacht.
Den nächsten Morgen machte ich dem Herrn Obersten Reimbold meine Aufwartung
und präsentirte ihm meine Empfehlungsschreiben. Er empfing mich ungemein gütig und
bedauerte sehr, daß ich so einen weiten Weg im Vertrauen auf seine Unterstützung um-
sonst gekommen sey, indem er nicht mehr das Commando über die Regimenter habe. Er er-
mahnte mich in meinem Dienst pünktlich und unermüdet zu seyn und den Muth nicht
sinken zu laßen; Er wolle bei seiner Zurückkunft mit Sr Excellenz dem Feldmarschall
meinetwegen reden. Allein er starb noch daßelbe Jahr auf der Rückreise. Ich habe
mich nachher dem Obersten von Wangenheim mehrmahls in seine Protection empfohlen,
und meine Offiziers haben ihm wegen meiner Beförderung oft und auf das dringend-
ste angelegen wie ich mich noch izt sehr oft und dankbarlich erinnere, er versprach auch
immer mit vieler Güte, mich ehestens in Vorschlag zu bringen, aber stets wurden an-
dere befördert und ich auf ein anders mal vertröstet, welches nie kam, Ich wurd end-
lich müde, meine Erwartung so oftmals getäuscht zu sehen, und wurd auf meines würdigen
Freundes Lieutnt. von Hartwig Empfehlung Buchhalter auf dem Comptoir des Kauf-
man Beggle, eines Teutschen, deßen Correspondenz ich in verschiedenen Sprachen führte.
Er ist izt in Malacca. Nachher engagirte ich mich bei Colonel Copper, General Muster-
meister, General-Rechnungsrevisor und General-Kriegs Commißarius (welcher izt in England ist)
als