"hiesige Gemeine sehr zerrüttet und zerteilt seÿ.
"Ein Teil hielte es mit dem Pred. Schmidt; andere hätten
"sich seinetwegen abgesondert; noch andere hätten sich
"schon vorher zurück gezogen und wolten mit Kirchen
"und Pfaffen nichts zu schaffen haben; etliche hielten sich
"zu des Herrn Graf Zinzendorfs neuen Anstalten; viele
"glaubten gar nichts ppp Ein schlechter Trost!
Am bemeldten 1 Advent Sontage kamen verschiedene
Leute in des Vorstehers Haus wo ich logirte und handel-
ten mit einem Juden, der seinen Kramladen in diesem
Hause hielte. Er gerieth mit einem Schreiner von der
Gemeine in hefftigen Streit, welcher zum Process vor der
Obrigkeit gelangen solte. Sie namen aber nach vielem Zure-
den meine Vermittelung an und versagtsönten sich mit ein-
ander, mir zu Liebe, wie sie sagten, anders nicht. Nach-
her ermanete den Juden wegen einiger ärgerlichen
Reden und Zoten. Er machte aber Gespötte darüber
und sagte, ich verstünde die hiesige Landes-Art noch nicht p
Um 9 Uhr ritte mit dem Vorsteher zur Kirche, welche vor
einem Jare von beschlagenen Blöken aufgezimmert, aber
in wendig noch nicht ausgebauet ist. Männer und Wei-
ber kommen zur Kirche geritten. Der Herr Pred. Schmidt
kam auch und setzte sich zu mir in den Stuhl. Ich sagte Ihm,
daß heute meine Anzugs-Predigt halten und Ihn ab-
lösen wolte. Er bezeigte sich höflich und sagte, daß er mir
nicht im Wege seÿ würde. Diese erste Predigt hielte ich
über 2 Corinth. 5,19,20. Gott war in Christo und versönte —
— laßet euch versönen mit Gott, und war mir be-