27ter Juli
Hochwürdiger Doctor!
 
Auf Euer Hochwürden Schreiben an Mister Waldhauer der jetzt blind und kindisch geworden ist,
erfolgte keine Antwort. Der Schwieger Sohn des alten Waldhauers Mister David Gugel Schnei-
dermeister in Savannah entschuldigte sich gegen seinen Bruder, Mister Christoph Gugel, der auch
in Savannah wohnt, er könnte nicht deutsch schreiben, er kann auch nicht englisch schreiben, und der
letztere ist jetzt wie ich vernehme sehr kranck und dem Tode nahe, und kann es nicht thun. Mit
dem Sohn des alten Johann Waldhauers ist nichts anzufangen er würde mit groben und ungeschlif-
fenen Reden abweisen und man könnte in diesem FreyheitsLande nichts weiter mit ihm machen.
Es ist jetzt bereits so weit gekommen, daß ich mein Predigen bey den Deutschen in Savan-
nah aufgebe, eine Gemeine kann man sie nicht nennen. Ich habe in EbenEzer und mit meinen
andern Correspondenten jetzt so viel Geschäfte, daß ich mehr Nutzen und Segen davon erwar-
ten kann, als unter jenem wilden Volck. Nach Savannah war auch mein Beruff nicht gerichtet.
Es ist jetzt höchst nöthig geworden, daß ich den guten Leuten die 12 bis 15 englische Meilen von
mir wohnen bisweilen in den Wochentagen predige wo Aeltern und Kindern aufmercksam zuhören,
und mit diesen kann ich auch Erbauungs und ErweckungsStundten halten. Manche freche Deutsche in Savan-
nah welche die Bibel vor eine Fabel und Historie halten zogen aus meinen Vorträgen einzelne
Stellen heraus und dichteten ihn//en// einen solchen Sinn an, woran ich nicht gedacht hatte. Ich bin doch gleich-
sam als ein Fremder unter ihnen anzusehen, was würden sie nicht thun, wenn ich ihr Prediger wäre!
Manche unter ihnen welche sich seit einigen Jahren zu großen Vermögen gelangten, spotten über die
Heilige Schrift und Prediger. Ein gewisser Mensch Jacob Idler der proprietor einer Cotton
Machine und aus Büdingen gebürtig ist, sagt dem Dr. Hellmuth und Dr. Kuntze böse Dinge nach.
Er würde es schwerlich beweisen können, wenn er darüber zur Rechenschaft sollte gefodert werden.
Der nehmliche Mensch der nun Herr über 1 Schiff ist, und das 2. mit befrachtet ward durch sehr
unrechte Mittel auf einmal so reich. Ein Bruder von ihm ist Officier bei den Franzosen, so darf
es einen nicht befremden wenn dieser mit seiner freygeisterischen Sprache bisweilen heraus-
rückt. An mich hat sich der Idler auch schon machen wollen. Welche unverschämte Frechheit ist dis,
da ich den spöttischen Freygeist nie zu nahe komme, und auch nie etwas von ihm erwartet habe.
Welche Verfolgungen mögen treue Christus Männer in Deutschland in dem französischen Kriege er-
fahren haben. Die bösen Deutschen die nach und nach hier angekommen sind, geben mir durch ihr Betra-
gen einigen Begrif davon. Die Lutherische Kirche wird in diesen vereinigten Staaten sich schwer-
lich vermehren, da ihr die bittersten Vorwürffe wegen der Tauffe und Abendmahl von andern
Denominationen gemacht werden. Die Täuffer welche von den Deutschen herstammen nennen sie eine
Tochter von Babel. Zu leugnen ist es nicht daß der rohe Hauffe eben solche blutdürstige Grau-
samkeiten ausüben würde, wenn es in seiner Gewalt stündte, als hierinnen die römische Kirche die
ärgsten Barbaren übertrift. Das Volck das sich der HErr in beiden großen ReligionsAbtheilungen hat
übrig bleiben lassen, hat keinen Theil daran. Die englische Baptisten halten andere Denominationen