1691. Erffurt Febr. 3.
 
Nachfolgende Schrifft hat ein Sültzenbrückischer Inwohner
zurück gelassen, als er ohnlangst nach Erffurth kommen, und in
den Buchladen ein Buch zu kauffen gegangen, den ein Erfurttischer
Bürger Herr Urbich daselbst angetroffen, und ihm auff sein Nachfra-
gen nach dero Neuen Lehre, wovon so viel sagens itzo wäre, Be-
richt erstattet, darnach Ihn mit sich in Herr D. Breithaupts, und
ein ander Bürger Herr Schilling in Herr M. Franckens Predigten ge-
führet, dieselbe selbst anzuhören, darüber er sich so Vergnügt be-
zeiget, und solche Schrifft vor seinem Abzuge von Erffurth auf-
gesetzet und zurückgelaßen.
 
Gott allein die Ehre
Ich freue mich in dem Herrn, und meine Seele ist
frölig in meinem Gott, denn er hat mich angezogen mit
den Kleÿdern des Heyls, und mit den Rock der Gerechtigkeit
bekleidet.
Erfurth Erfführt Er führt
Ich meine nun also: Er führt, nehmlich der liebe Gott führet
mich durch den Trieb seines H. Geistes nach Erfurth, daß ich
solte die neue Lehre erforschen. Man hat dieser Lehre den rechten
Nahmen gegeben, denn Gott will neue Hertzen haben, die habe ich
auch funden; wolte Gott und aber wolte Gott, welches ich aus Grund
meines Hertzens wünsche, daß ich allezeit und an allen Orthe solche
Hertzen finden solte. Ich lobe sie nicht um eigenes nutzens willen,
daß sie mir viel Guthaten bewiesen, sondern um ihren guten Hertzen,
und um der Flamme willen, die Gott durch seinen h. Geist in ihren
Hertzen angezündet hat, daß sie Jesum erkant haben, und man
durch denselben schon viele Früchte siehet,
Erffurth, Gott hat mich geführt.
Zum ersten hat er mich geführet zu Herrn Ürbichen, welcher mir kürtz-
lich gezeiget, was der Inhalt dieser Lehre sey. Als ich aber also
balden daraus verstanden, daß solches keine neue Lehre sey, sondern
welches ich nun aus grund meines Hertzens vor aller welt frey öffentlich
bekänne, wenn und wie es die Nothurft erfordern solte, daß solches die