Leipzig den 9. Jun. 1719.
Nachmittage besuchte ich den Herrn Appellation-Rath Platzen,
bey welchen mich 1 1/2 Stunden im Gespräch aufhielte
und redete er gar offenhertzig von den Controver-.
sien mit den Wittenbergern u. D. Löschern, wie Er den
bißherigen Moden disputandi derselben improbire, auch
vor dem Statii Ecclesiastico Lipsiensi, u. wie schwer
es halte, mit einer guten Sache durchzudringen, weil
man noch immer die Neuerung, und daß solche schädlich
sey; vorschütze. Übrigens bezeugte er auch mit vielem
Nachdruck, daß er so wol ins gemein, als wenn
er insonderheit worinnen dienen könte, dem Guten
gern die Hand bieten würde.
Von diesem gieng ich zu dem Herrn D. Börner, bey
welchem auch ein Stündchen zubrachte. Er redete gar
frey und offenhertzig davon, daß er gar nicht Wit-
tenbergisch gesinnet sey, und von dem neuen Professore
Herrn Clausing, dergleichen auch nicht fürchtete; gedachte
übrigens, daß hier wohl einige Licentiati wären, wel-
che sich dazu bißher wohl habilitiret. Nam//ent//lich gedachte
er Herrn Lic. Olearii und Herrn Lic. Crellens, u. vermeynte,
man würde künfftig auf dergleichen wohl reflectiren
müßen, weil es mit der denomination der auß-
wärtigen so gar große Schwierigkeit hätte, wie solches
an dem Exempel des Herrn D. Pritii zu sehen, von
welchem denn hier einmüthig gesagt wird, daß er