402 Nr. 110 Ph.J. Spener an A.H. Francke 19.10.1695
110. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 19. Oktober 1695
Inhalt
Berichtet von Nachrichten aus Gotha und Erfurt. — Ist vorsichtig mit Pfarrer Gottfried Heinrich
umgegangen. — Gibt genaue Anweisungen für Franckes Vorgehen in der Sache der Adjunktur.
— Hat die Mai- und Juniausgabe der Observationes erhalten. — Kann zur Katechismusschrift
nichts beitragen; besitzt Friedrich Brecklings Katechismus nicht. — Begrüßt den Anfang der
Schule in Glaucha. — Distanziert sich von der Auffassung der Petersens über den Chiliasmus und
bittet um Franckes Meinung hierzu. — Hält Johann Jakob Zoller für gefährlich. — Hofft, daß seine
Apologie gegen Wittenberg, Johann Benedikt (II.) Carpzov und Johann Friedrich Mayer positiv
aufgenommen wird. — Hat Diakon Johann Paul Astmann eingeführt.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 50
D: Kramer, Beiträge, 334-338
Jesum und in demselben Hecht, rath, krafft, trost und sieg!
In demselben hertzlich geliebter Bruder, Hochgeehrter Herr und Gevatter.
Wiewol ohne das schreiben wollen, treibet mich doch sovielmehr darzu an,
die sorge das einer meiner brieffe verlohren gegangen wäre, 1 bälder zubeneh-
5 men. Dann ich bekenne, gegen Herrn Kalckberner 2 gesagt zuhaben, das
den großen brieff 3 bereits beantwortet hätte, so auch zu anfang des Augusti
geschehen sein wird: entsann mich aber damal (als mich die unterhanden
gehabte arbeit gegen die Wittenberger 4 fast von allem andern abgezogen)
des andern 5 noch längern nicht, der noch unbeantwortet ist, und also jetzt
lo denselben vornehme. So habe nun seiter von den motibus gehöret, die zu
Gotha und ErfFurt (von Arnstatt ist mir nichts wißend worden) auß gelegen-
heit der reise entstanden sind. Dancke aber Gott, das an dem ersten ort, wie
verlautet, den feinden ihr anschlag nicht gelungen, sondern der angeklagten
Unschuld deutlicher an den tag solle gekommen sein. 6 So ist mir auch lieb,
5 Kalckberner ] Kalckbrenner: D.
1 Vgl. Brief Nr. 109, Z. 2-6.
2 Peter Kalkberner (s. Brief Nr. 109, Anm. 1).
3 Nicht überliefert (vgl. Brief Nr. 109, Z. 2f).
4 Ph.J. Spener, Aufrichtige Ubereinstimmung (s. Brief Nr. 107, Anm. 5), verfaßt in Reaktion
auf die Christ=Lutherische Vorstellung (s. Brief Nr. 107, Anm. 7).
5 Franckes Brief vom 8.6.1695 (Brief Nr. 108).
6 Gemeint ist Franckes Reise nach Erfurt, Gotha und Arnstadt im Frühjahr 1695 (s. Brief
Nr. 108, Z. 4-24 und Anm. 1). Bereits am 30.6. hatte Gottfried Vockerodt (s. Brief Nr. 16, Anm.
44) vermutlich an Spener einen längeren Bericht über die Ereignisse in Gotha seit Franckes Besuch