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Ulm den 17.ten
Jan. 1718.
Herzliebstes Kind, Dein gel. vom
2. Jan. habe ich vorgestern empfangen.
Zu antworten ist dismal wenig Zeit. Gestern
habe ich nun GOtt lob! zur großen Freude der
gantzen Stadt, des Magistrats u. des
Ministerii, an der Stelle, da ich so gräu-
lich gelästert worden, durch die vom
Glauben an den Herrn Jesum
gehal-
tene Predigt, das Feld behalten; bin auch
darauf öffentl. vor der Gemeine nebst
meinem Sohn zum H. Abendmahl gan-
gen. Eßen u. trincken hat mir drauf
gar wohl geschmecket, habe auch heute nacht
wohl u. ruhig geschlaffen. Bey anhörung
der Lästerung am 4. Adv. Sonnt. hat mich
GOtt auch vor alteration so bewahret, daß es
mir an der Gesundh. nicht das geringste geschadet.
Nächstens ein mehrers. Hallelujah. A. H. Francke
 

Abgedruckt in: Neue Beiträge zur Geschichte August Hermann Francke's,
hrsg. von Gustav Kramer. Halle 1875, S. 49-50.
Kollationierung: Karsten Hommel