Mein hertzliebstes Kind, Anspach den 24ten
Febr. 1718.
Vorgestern reisete ich von Oettingen ab, u. war mein
abschied des Superintendenten Töchterlein von 5 Jahren
am allerschmertzlichsten; wie sie denn, da sie nur davon
gehöret, geantwortet: Ach GOtt! Ach GOtt, so
sehe ich ihn ja wol nimmer wieder. Sie nannte
mich nur, mein Professor; ward einmal früh von
ihrem Vater auf den knien liegend u. laut betend
angetroffen; auf die Frage: warum thust du das,
antwortete sie: der Herr Professor hats gesagt. Da
ich mit ihr betete u. sie segnete, weinete sie laut pp
Man wolte mich nicht reisen laßen, wegen des
Gewäßers, aber wegen des eilens reisete ich
doch. Der Kutscher muste mich einmal wie
ein Kind in die Arme nehmen u. in die Kutsche
tragen, da ich abgestiegen war. Wir hatten
6 schöne fürstl. Pferde, die uns frisch durch
dick u. dünn hindurch schleppten, daß wir
noch bey tage nach Anspach kamen. Da traff
ich deine 3 lieben Briefe vom 10. 12. u. 17 Febr:
an. Die //hiesige// Herrschafft ist auf einem Landguth,
gestern abend speisete mit dem Erb-printzen, der 6 Jahr
alt ist, zu welchem ich ietzt wieder zur abendmahlzeit
gehe, u. deswegen abbreche.