Nürnberg den
Mein liebstes Kind, 10ten Mart: 1718
Seiter meinem letztern, so vom 4ten Mart: war,
haben wir weiter keine Briefe von Halle be-
kommen. Ich bin auch hier gesund gewesen, u. fühle
mich auch ietzo, da ich dieses schreibe frisch u. starck.
GOtt hat mir hier für die Wäysen-Kinder 1000
thl bescheret, aber auf eine solche maniere, daß
ichs viel beßer achte als wenn es 5000 wä-
ren; aber, welches viel beßer ist, Er hat mir
auch Seelen geschencket, unter welchen ist Herrn
Prediger Wirths tochter von 18 Jahren, u. eine
andere Jungf. namens Pfäffin, etwa von
gleichen Jahren, die ihr Ja-Wort beyde
dem Herrn Jesu mit allem nachdruck ge-
geben, u. es mit ihren Thränen versiegelt;
der HErr gebe ihnen Beständigkeit. Ich könte
mehr gutes schreiben; bin aber der heutigen Ab-
reise wegen zu sehr occupirt. Auf Judica em-
brassiren wir uns mit GOttes Hülfe gewiß.
Adieu. A. H. Francke.