Gnade, Krafft und Sieg durch Christum
unsern Herrn und König!
 
Theurer Vater in Christo,
 
Daß ich Herrn Zühlen antworten wolle, habe jüngst berichtet, wel-
ches auch unsäumig geschehen ist, so wie der Herr damals Gnade
dazu verliehen. Das communicirte Schreiben von Herrn Jungio ist aus
versehen jüngst bey mir liegen blieben, welches hiebey kommet. Mit
Herrn Zießlern zu Moskau giebt es auch einige Unruhe. Ich habe auch
ihm deswegen meine hertzliche Meynung geschrieben, und ihn im Herrn
ermahnet. Herr M. Achilles, Herr Sprögel und seine Liebste von Quedlin-
burg, und Herr Schmidt mit seiner Liebsten, Med. D. und LeibMedicus
daselbst, und eine Jungf. mit Namen Körnerin aus Gotha, so sich bißhero
in Halberstadt auffgehalten, sind zugleich am Sontag, Mont. und Dienstag
allhier bey mir gewesen, haben uns miteinander im Herrn erfreuet,
erbauet, und gestärcket, und sind nicht ohne gewissen Seegen des Herrn
von einander geschieden. Sie haben mir auch noch von mehreren Seelen
ihres Orts, so sich dem Herrn ergeben, bericht gethan. Allhier wächset
auch durch die barmhertzigkeit des Herrn das heufflein der Frommen
und ihr Glaube. Von Leipzig sind nun wol die meisten allhier bey mir
gewesen, und habe gesehn, daß der Herr der sie erwehlet hat, noch nicht
aus seiner hand verloren hat. Zu Jena hat Herr Sagittarius in epist.
ad M. Wiegelebium sehr hart geredet. Der Herr gebe ihm den Nachtruck
in der that und warheit durch das neue wesen des Geistes. Die studio-
si verharren noch daselbst in ihrer christlichen Ubung. Einige aber wenden
sich herüber. Von D. Thomasio versichern mich gute hertzen, daß
er gar mercklich sich ändere und im guten wachse. Der Herr macht
alles wol. Hiemit ergebe meinen theuresten Vater der hand des
Herrn und verharre
Erff. d. 21. Aug. 1690.
Meines theuresten Vaters
Gehorsamer Sohn
M. Aug[ust] Hermannus Francke. S. Aug.
Diac. Mpp.