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Halle d. 16. Mart.
1700.
Th[eurester] V[ater] in dem Herrn,
Noch bin ich am Leibe schwach, und habe auch innerlich
manchen Kampff, wie denn meine äußer- u. innerl.
Prüfe Zeit bißhero lange gewesen, und mir der Satan
in allem fürnehmen mächtig widerstehet, daß wohl
die fürbitte bey dem Herrn mir gar angenehm.
Wegen Herrn M. Meurern habe an Herrn Super[intendenten] und Herrn
Praetorium seinen vertr[auten] freund zu Stendal heute
ein beweglich schreiben abgehen laßen. Was ich vom
Essend[ischen] resp[onsum] fertig kommet hierbey; der rest wartet
auff meine Genesung. Indeßen vernehme gern worin-
nen ich geirret, und erwarte dieses wieder zu rück.
Vom Dreßdischen Knaben und vom jungen Becker lieget
hiebey nachricht. A[ugustanam] C[onfessionem] und Apol[ogiam] wolte gern so
ediren, und zwar bald. Aber was sol ich machen? Mir
lieget vorhin so viel auff den armen, daß mich die
Last leicht zu boden drücken könte. Es muß manches
liegen bleiben, weil der arbeiter zu wenig, und die
Macht der finsterniß zu groß, und wann einer uns im
Werck des Herrn fördert, sind 100 die uns niederdrücken.
Gott erbarme sich des armen Landes. Viel zu schreiben
wil man mir jetzo nicht gestatten. Verharre
M[eines] th[euresten] V[aters] Gebethschuld[igster]
A. H. Francke. mppria.
Die große Bemühung mit den
vielen beylagen bitte doch nicht zu
verargen.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 704-705.