Gnade und Friede
durch Christum!
Erff. d. 4 Oct. 1690
Theurester Vater in Christo!
Beygehendes von Herrn M. Pfeiffern wird in der liebe auffgenommen wer-
den, wie auch daß ich dasselbige veranlasset. Es ist sonst dieser Herr
M. Pfeiffer ein rechtschaffenes hertz, von dem noch sehr viel gutes
zu hoffen ist, wenn er noch erst tieffer erkennen wird, was es sey in der
Freyheit des Sohnes Gottes stehen, und mit der Krafft Jesu Christi streiten
und siegen. Wir halten vertrauliche Freundschafft, welche nicht wenig
wird gestärcket werden, wenn er von meinem theuresten Vater bald
eine erwünschte antwort erhalten möchte. Herr Zühl hat auch ge-
schrieben und berichtet daß nunmehr seine ordination für sich gehe,
nachdem ihm der Herr einen freyen weg eines unverletzten Gewissens
geöffnet. Es sollen 8 seniores oder censores, welche auff das thun der
leute acht haben, bestellet, und keine zum abendmahl gelassen werden,
als welche vernünfftig und christlich den Catechismum verstehen. Herrn Elersen
öffnet der Herr zu Arnstadt eine feine thür, indem er auff dem lan-
de und in der Stadt zum predigen zugelassen wird, und vom Superint.
Oleario und den übrigen predigern in gute Freundschafft auffgenommen
ist, auch bey Herrn Adam Dreßen und seiner famille nicht ohne dem
Seegen des Herrn geschiehet. Der Herr hat große Gnade an dem lie-
ben Menschen gethan, und möchte seine Gabe auch der vermuthlich bald
zurückkommenden Fürstin sehr wol zu statten kommen. Alhier ist
Seegen genug und scheinet doch daß der Herr das meiste für unsern augen
verberge. Das übrige wird aus meinem jüngsten Schreiben, welches
vor etlichen tagen fortgesandt, verstanden seyn. Noch dieses berichte, daß
an die Gn. Gräffin von Stolb. geschrieben und eine pred. von der ver-
leugnung an sie gesandt nach Leipzig, so sie noch in Dreßen ist, bitte
Ihr solches berichten zu lassen nechst meinem unterthänigen Gruß. Der
Gn. Gräffin von Callenberg habe versprochen, Herrn Elers zu rathen wieder
nach Moßkau zu kommen, welches ich auch gethan, der Herr aber wird zeigen
ob er es bey obenerwehnten Umständen thun könne. Der hand des Herrn
empfholen. Verharre
Meines theuresten Vaters
Gehorsamer Sohn
M. Aug. Hermann Francke.