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An die Fr. Pröbstin.
 
Meine geliebte Tochter in dem Herrn,
 
Ihr Schreiben vom 15. Decemb. aus Amsterdam ist mir
recht erfreulich gewesen, sonderlich aber, daß auch ihr
lieber Mann rühmet, wie sie sich in allem, so wohl an-
schicket. Für Ihre liebe Fr. Mutter bete Sie ferner, dann
sie ist noch im vorigen Zustande. Sie befehle es übri-
gens einfältiglich Gott und sey ruhig. Hiebey hat Sie von
Ihrem H. Bruder 2. Briefe zu empfangen, die ich nicht öffnen
wollen. Sie werden aber, weil sie gesiegelt, wol ziemlich viele
Post-Geld kosten, welches dem H. Böhm zu restituiren seyn
wird, damit ihm solches nicht beschwerlich falle. Sie sey nur fer-
ner getrost, und laße sich durch keine außerliche Umstände in Ihrem
Gemüthe beunruhigen. Sie dencke nur immer: Der HErr wirds wohl ma-
chen. Er wird ihr auch große Gnade und Barmhertzigkeit erzeigen, so
sie nur Ihm einfältiglich vertrauen, sich seiner Regierung und Füh-
rung mit Leib und Seele anbefehlen, und zu seinem Dienst von
gantzen Hertzen aufopffern wird. Dann die das thun, sind
Ihm angenehm, und solchen zeiget er Seine Herrlichkeit. Deßen
Liebe ich sie auch treulich anbefehle. A. H. Francke.
 

Abgedruckt in: Arno Lehmann, Alte Indien-Post. Briefe der Maria Dorothea Ziegenbalg geb. Saltzmann an A.H. Francke und ihre Verwandten und 4 Briefe A.H. Franckes an sie, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe 8 (1958/59), S. 487-500, hier: S. 498.
Kollationierung: Carmela Kahlow