Seite
Halle den 8. 9br 1704.
Hochgeborner Graff,
Gnädiger Graff und Herr,
Ewr. Hochgräfflichen Gn. an mich gnädig abgelaßenes vom 31. Sbr.
habe ich gestern empfangen, worinnen mir zwar die durch den Hrn.
von Heugel gemachte Hoffnung von Dero anherkunfft in bevorstehender
Neujahrmesse benommen wird, es sey aber ferne von mir der göttlichen
Führung etwas vorzuschreiben, oder auch denenselben anzumuthen, daß
Sie umb einiger Consideration willen ehender als es Dero Gelegenheit
mit sich bringet, ihren Weg auff Halle nehmen möchten. Es geschehe
der Wil des Herrn, sonst wil ich nichts. Übrigens weil wegen einer in
Ew. Hochgr. Gn. Bedienung zu nehmenden Person nichts weiter gedacht
wird, werde es mit derselben Sache biß auff Dero weitern Befehl ruhen
laßen, der ich mit unterthäniger Empfhelung an die Fr. Gr. von Maltzan
und an Dero Frau Gemahlin unverrückt beharre
Ewr. Hochgräfflichen Gn.
zum Gebet für Dero
Beständigkeit im guten
verbundenster u. unterthäniger
August Hermann Francke.
 

Abgedruckt in: Schmidt, Berthold, Meusel, Otto (Hrsg.): A. H. Franckes Briefe an den Grafen Heinrich XXIV. j.L. Reuß zu Köstritz und seine Gemahlin Eleonore aus den Jahren 1704 bis 1727 als Beitrag zur Geschichte des Pietismus. Leipzig 1905, S. 20.