Kebētos Thēbaiu Pinax : Notis Theodiscis Et Lexico / Edita Ab Io. Christiano Messerschmid. Lipsiae : In Officina S. L. Crvsii, A.C.N. MDCCLXXIII.
Inhalt
- PDF Vorderdeckel
- PDF Titelblatt
- PDF Vorwort
- PDF Caput I. Es kommen Fremde nach Theben, und sehen in des Saturns Tempel unter andern Geschenken ein sonderbares Gemählde, welches sie mit Verwunderung betrachten. Mit diesen läßt sich Cebes, als der Urheber dieses Büchelchens, in ein Gespräch ein.
- PDF 11 Caput II. Der alte Cebes fänget an, denen, die sich über das Gemählde auf der Tafel wundern, eine Erklärung zu geben, welche er aus Phythagoras Lehrsätzen herholet, daß nämlich dadurch entschattet werde, wie man zu einem glückseligen Leebn gelangen könne.
- PDF 14 Caput III. Cebes giebt den Forschenen zu verstehen, wie gefährlich es sey, wenn man die darinn enthaltenen Lehren geringe achte; und wie gut es sey, wenn man sich darnach richte. Dabey ermahnet er sie, daß sie mit allem Fleiße zuhören sollten.
- PDF 18 Caput IV. Nun fänget Cebes seine Erzählung an, und da er mit einem Stocke auf das Gemählde weiset, giebt er zu erkennen, daß die drey Kreysse den menschlichen Lebenslauf bedeuteten, und die Draussenstehenden wären diejenigen, so noch sollten gebohren werden. Vorher aber sagte ihnen der Naturgeist, was sie künftig thun und lassen, und was für einen Weg sie gehen sollten, wenn sie zur wahren Glückseligkeit gelangen wollten.
- PDF 20 Caput V. Der Betrug sitzet als ein listiges und geschminktes Weib auf einem Throne, neben der Pforte, das sie denen ins Leben Eingehenden einen Becher darreichet, aus welchem sie Unwissenheit und Irrthum trinken, einige mehr, einige weniger.
- PDF 21 Caput VI. Denen, die in den ersten Umfang, oder Kreyß, hineingehen, kommen geschminkte Weiber entgegen, nämlich, Meynungen, Lüste und Begierden, welche einen jeden umfassen, und ihn, theils zur Glückseligkeit, theils in Unglück, führen, ob sie gleich mit süssen Worten alles Gute versprechen.
- PDF 23 Caput VII. Cebes erkläret das Bild des Glücks, welches als ein blindes, taubes und unsinnges Weib vorgestellet wird, das einigen Güter schenke, welche sich deswegen glücklich schätzeten, und feueten; andern aber dieselbige wiedernehme, welche deshalber für unglücklich gehalten würden. Ermahnet dabey, daß man sich auf solche Güter nicht verlassen, sondern im Glück und Unglück ruhiges Gemüths seyn solle.
- PDF 26 Caput VIII. Denen Glückseligen stellen allerhand Laster nach, zumal vor dem Eingange der Thür des andern Umfanges, nämlich Unmäßigkeit, liederliches Wesen, Schwelgerey und Schmäucheley; welche, als geschminkte Huren, sie umfassen, ihnen liebkosen, und sie nöthigen, bey ihnen zu bleiben, mit Versprechung eines vergnügten und ruhigen Lebens. Die sich nun von ihnen bereden lassen, sind zwar so lange glücklich, als die Güter des Glücks währen. ...
- PDF 29 Caput IX. Die lasterhaften und bösen Menschen werden in einem Gefängnisse von schändlichen Weibern, als von der Rache, Bekümmerniß, Kleinmüthigkeit, dem Heulen und der Verzweifelung, gestrafet, von welchen sie in die Grube alles Verderbens gestürzet werden, da sie ewig unglücklich seyn müssen, wo nicht die Reue darzwischen kömmt, und sie zu der Meynung und Begierde hinführet.
- PDF 31 Caput X. Die Reue bringet die zur Erkenntniß Gebrachten aus dem Verderben, und empfiehlet ihnen eine andere Meynung und Begierde, die sie zur wahren, wie auch zur falschen Gelehrsamkeit führet. Jene reiniget sie, erhält sie, und machet sie in ihrem ganzen Leben glücklich. Welche sich aber von der verkehrten Meynung betrügen, und zur falschen Gelehrsamkeit verleiten lassen, die kommen selten zur wahren Glückseligkeit.
- PDF 33 Caput XI. Nun fängt Cebes auch die Erklärung des andern Kraises an, darinne sich die falsche Gelehrsamkeit mit ihrem Anhange befindet, als da sind: die Poeten, Redner, Vernünftler, Rechenmeister, Feldmesser, Sternseher u. d. g. welche alle noch in den Lastern stecken sollen, damit die im ersten Zaune behaftet sind; indem der Irrthum, den sie in der Kindheit von dem Betruge eingetrunken, nebst der Unwissenheit und Thorheit, in ihnen ihre Wirkung noch haben, davon sie nciht können befreyet werden ...
- PDF 36 Caput XII. Nun kömmt Cebes zur Erklärung des dritten Umfanges, und beschreibet erstlich den Weg, daß er ungebähnet, rauh und steil, und auf einen Felsen führe, auf welchem zwey Schwestern, nämlich die Mäßigkeit und Gedult, stehen, welche mit ausgestreckten Armen denen auf dem Wege Begriffenen einen Wink geben, fortzugehen, und den Muth nicht sinken zu lassen. Wenn sie nun herzugenahet sind, so kommen sie herunter, und ziehen sie mit sich hinan: und, wenn sie ein wenig ausgeruhet haben ...
- PDF 40 Caput XIII. Der Sitz der wahren Gelehrsamkeit wird als ein angenehmer Ort bey einem Gehölze beschrieben, welcher einer lustigen Wiese gleich ist, und von der Sonnen Glanze erleuchtet wird. Mitten auf derselben ist der dritte Kreiß zu sehen, durch welchen man zu der Wohnung der Glückseligkeit kömmt, allwo sich die Glückseligkeit mit allen Tugenden aufhält. Die Gelehrsamkeit selbst bewillkommet die Ankommenden bey der Thür, da sie auf einem viereckigten feste liegenden Steine stehet ...
- PDF 43 Caput XIV. Die wahre Weisheit stehet deßhalber außerhalb dem Zaune, daß sie die Ankommenden durch ihren Reinigungstrank gesund mache, und sie dann zu den Tugenden hineinführe. Eben wie ein Arzt erst Reinigungsmittel gebrauchet, und die Ursache der Krankheit zu heben suchet: so reiniget sie erst das Gemüth von Unwissenheit, Irrthume, Hochmuthe, Begierden, Unmäßigkeit, Rachgierde, Geitze, und allen andern Lastern, die vor dem ersten Kreise eingetrunken waren.
- PDF 45 Caput XV. Die wahre Gelehrsamkeit führet den Gereinigten zu der Wissenschaft und den andern Tugenden, als ihren Schwestern, die innerhalb des dritten Umfangs sich befinden, welche als schöne, sittsame, ehrliche und aufrichtige beschrieben, und die Tapferkeit, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Eingezogenheit, Mäßigkeit, Freygebigkeit und Gelindigkeit genannt werden.
- PDF 47 Caput XVI. Die Tugenden führen den Wandersmann zu ihrer Mutter, nämlich zu der Glückseligkeit, welche oben in einem schönen Schlosse, auf einem erhabenen Throne, sitzet, als eine schöne Matrone, in ihren besten Jahren: die zwar ordentlich und reinlich, doch nicht prächtig gekleidet ist, und eine grüne Krone auf dem Haupte träget. Diese krönet die Jünglinge von ihrem Vermögen, als wenn sie die herrlichsten Siege erhalten hätten, da sie die Thiere, welche sie vorher in Schaden und Verderben stürzeten ...
- PDF 49 Caput XVII. Die Thiere werden genannt Unwissenheit und Irrthum, Betrübniß, Weheklagen, Geitz, Unmäßigkeit, und dergleichen, über welche er nun herrschet. So machet ihn auch die aufgesetzte Krone in sich selbst ercht glückselig. Darauf führen ihn die Tugenden wieder dahin, wo er hergekommen war, und zeigen ihm die Unglückseligkeit derer, die den Lastern unterworfen sind, weil sie den Weg nicht finden können, sich loszumachen.
- PDF 52 Caput XVIII. Cebes giebt die Ursache, warum die Tugenden den gebesserten Menschen wieder an den vorigen Ort führen, an; nämlich, daß er den Unterschied des Guten und Bösen recht erkennen lerne. Wo er nur hinkomme, da könne er nun tugendhaft und ohne Gefahr leben, und fürchte sich nicht mehr vor den bestialischen Weibern, sondern er herrsche über sie, wie die Schlangenbeschwerer über die Schlangen.
- PDF 55 Caput XIX. Es kommen oben vom Berge einige gekrönet mit Freuden herunter; andere betrübet und verzagt. Diejenigen, welche Kronen auf ihren Häuptern tragen, freuen sich, daß sie die Gelehrsamheit erlanget haben. Die andern aber, die von ihr verstoßen sind, leben elend. Deßhalben wenden sie sich mit Furcht und Zittern zu der Gedult. Doch kommen sie wieder zurück und gehen in der Irre herum, da sie von Kummer, Beschwerung, Zweifelmuth, Schande und Unwissenheit begleitet werden. ...
- PDF 58 Caput XX. Die Meynungen, welche als lustige und fröhliche Weiber beschrieben werden, sind geschäfftig, die auf dem Tugendwege zur Gelehrsamkeit zuführen. Darauf kommen sie wieder, andere zu holen, und verkündigen, wie gut es diejenigen haben, welche sie dahin gebracht haben.
- PDF 60 Caput XXI. Er weiset nochmals mit Fingern auf das Gemählde des Glücks, und beschreibet dasselbige nach dem Sinne des Naturgeistes also, daß man ihm gar nicht trauen dürfe, weil es nichts mit Bedacht, sondern alles obenhin thue. Deßhalber müsse man sich nicht freuen, wenn es etwas gebe, noch sich betrüben, wenn es etwas nehme, sondern allezeit gleich gesinnet seyn. Sonst würde es einem gehen, wie den falschen Wechslern, die sich über das geborgte Geld eine Freude machen, als wenn es ihr eigen wäre ...
- PDF 64 Caput XXII. Nun fähret Cebes fort von der falschen Gelehrsamkeit zu handeln, und behauptet, daß die Künste und Wissenschaften bey jungen Leuten ein Zaum sey, welcher hindere, daß sie sich nicht in andern Dingen zerstreueten. Sie wären aber nicht nöthig zur wahren Gelehrsamkeit, weil sie zur Besserung des Gemüths nichts beytrügen. Doch wären sie nicht unnützlich, wenn man sie mitlernete; eben als demjenigen die Wissenschaft der Sprache nicht schade, in welcher er mit dem andern durch einen Dolmetscher rede.
- PDF 66 Caput XXIII. Cebes beweiset ferner, daß die Gelehrten in Erlangung des Endzwecks vor den Ungelehrten nichts voraus hätten, sondern noch übeler daran wären, indem sie von Guten und Bösen eben solche schlimme Meynungen hätten, als andere, und überdem in den Lastern bis über die Ohren stäcken. Also hindere nichts, gelehrt zu seyn, und dabey der Völlerey, der Unmäßigkeit, dem Geitze, der Ungerechtigkeit, Verrätherey und Thorheit, ergeben zu seyn. ...
- PDF 70 Caput XXIV. Cebes behauptet weiter, daß die Glücksgüter, als Leben, Gesundheit, Reichthümer, Ehre, Kinder, Sieg, u. d. g. keine wahrhaftige Güter seyn. Und zwar, was das Leben betreffe, so sey dasselbe an sich selbst weder gut, noch böse. Denn es sey unmöglich, daß ein Ding zugleich etwas sey, und nichts sey. Da nun sowohl gute, als böse Mencshen das Leben hätten, so folge daraus, daß es bey denen, die es wohl anwendeten, gut; bey denen aber, die es mißbraucheten, böse sey: ...
- PDF 72 Caput XXV. Cebes beweiset ferner, daß die denen vorerwehnten entgegen stehenden Dinge, als da sind: der Tod, die Krankheit und Armuth, ebenfalls nicht böse wären, weil es oftmals besser wäre, wohl zu sterben, als schändlich zu leben, krank, als gesund zu seyn. Eine gleiche Beschaffenheit hätte es mit dem Reichthum, dessen Besitzer öfters schlimm und elend lebeten; sogar, daß einigen die Güter gar nichts nützeten, weil sie dieselbigen nicht zu gebrauchen wüßten. ...
- PDF 76 Caput XXVI. Nachdem Cebes hierdurch die Fremden so weit zum Beyfall gebracht, fähret er fort, zu beweisen, daß die vorangezeigten Dinge weder gut, noch böse, wären; als da sind: wachen und schlafen, gehen und sitzen, und alles, was kluge und thörichte Leute gemein haben. Was aber nur bey diesen und jenen allein sich befinde, wäre entweder gut, ober böse, nämlich; Tyranney und Gerechtigkeit. ...
- PDF Lexicon Cebetinum.
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