I. Lebens-Lauff des sel. Herrn Missionarii Nicolai Dals.
 
Unser nunmehro vollendeter theurer Mitbruder, der weyland WohlEhrwürdige
und wohlgelahrte Herr Missionarius Nicolaus Dal, erblickte das Licht dieser Welt
den Anfang des Monats April 1690. im Dorfe Anslet im Amte Hadersleben ge-
legen. Sein Vater war Niels Dal, Einwohner daselbst, und seine Mutter, Marga-
retha. Einige Tage nach seiner sündl. Geburt, nemlich den 6ten April. st. v. als
am Sonntag Judica wurde er durch die H. Taufe, als das Bad der Wiederge-
burt und Erneurung des Heil. Geistes, in der Kirchen zu Aller, dem HErrn
Christo und Seiner Christl. Kirchen einverleibet.
In folgenden Jahren ist er theils in Anslet theils in Have in die Schule gegan-
gen; woselbst er deutsch und dänisch lesen und schreiben, wie auch rechnen gelernet.
Anno 1702. um Martini wurde er bereits von einigen Einwohnern in Knud ih-
re Kinder zu lehren ersuchet, welches er auch in selbigen Dorf den Winter durch
verrichtete: bis er anno 1703. d. 13 May von seinem Vater nach Hadersleben gefü-
ret, und in die Lateinische Schule daselbst gethan wurde. Diesen seinen Vat-
ter [u]nd dessen väterliche Vorsorge entzog ihm aber der liebe Gott bald; Indem
er ihn anno 1705. d. 11 Febr. im 63. Jahr seines Alters durch den Tod abforderte. Die-
ser treue Gott bewies aber zugleich dabey, daß Er sich nun als der rechte Vater über
alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, seiner besonders annehmen
wolle. Er erweckte dahero verschiedene Wohlthäter in Hadersleben und andern
benachbarten Orten, welche Vaters-Stelle vertreten mußten, und ihn mit
Speise und Tranck, einigen Kleidern, Büchern (a) und Gelde versahen. So treulich
sorget Gott für die Seinen, daß Ihnen nichts gebreche!
Anno 1708. d. 1 Nov. erhielt er von Ihro Excellentz dem Herrn Grafen zu Reventlau
die Zusage Communitaeten-Gelder bey erster Vacantz und die Stipendien-Gelder,
wenn er auf Universitaeten reisen würde, zu geniessen. Von den Communitaeten-
Geldern erhielt er auch anno 1710. eine Theil.
Anno 1711. kam er bereits in Correspondentz mit dem sel. Herrn Professor August
Herman Francke in Halle (b) Anno 1712 d. 30 Martii valedicirte er der Schulen, un-
ter

(a) Die Bücher wurden ihm sonderlich vom HErrn Rector v. Stammer geschencket.
(b) Selbigen hat er nachgehendes fleissig fortgesetzet. Die Gelegenheit dazu war vornehmlich daß er
ei-