Weimar. 1722. Januar. 25.1
und Weimar ist sein nicht werth gewesen, Ewiger Gott, was
machst du wohl für Gedancken über uns haben, habe doch
Gedancken des Friedens und nicht des Leidens, laß die Stadt
Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünlein, wenn auch die
Berge mitten ins Meer sincketen, sey dennoch bey ihr drinnen
hilff ihr frühe. //Alß ich zum ersten und letzten mahle die// Ehre hatte bey den kranckenBette dieses Mannes
Gottes mein Hertz auszuschütten, klagte ich gegen ihn, es scheinete
sich ein CreutzWetter nach den anderen, über das Reich Gottes auf-
zuthürmen, wie will es noch werden, worbey ich mich der Thränen
nicht enthalten kunte alß ich sein verfallenes Angesicht betrachte-
te, richtete er sich mit den gantzen Leibe auf, sahe mit den Augen gen
Himmel, Thränete beweglich, und schreye laut: Gott lebet! Gott le-
bet! Herr Collega, vertraue er auf keinen Menschen fürchte er sich
vor keinen Menschen, mache er sich kein Bild, wenn alle Menschen
sterben, und aller Menschen Hülffe verschwindet, so dencke er, ist
doch unser Herr Gott nicht gestorben. Diesen herrlichen schönen Trost,
wormit meine Seele getröstet worden, will ich allen denen, die
über den Abschied des Weimarischen Johannis weinen und
gedencken, wie wils noch werden, gleichfals zuruffen: Gott le-
bet, Gott lebet, machet euch kein Bild.
machst du wohl für Gedancken über uns haben, habe doch
Gedancken des Friedens und nicht des Leidens, laß die Stadt
Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünlein, wenn auch die
Berge mitten ins Meer sincketen, sey dennoch bey ihr drinnen
hilff ihr frühe. //Alß ich zum ersten und letzten mahle die// Ehre hatte bey den kranckenBette dieses Mannes
Gottes mein Hertz auszuschütten, klagte ich gegen ihn, es scheinete
sich ein CreutzWetter nach den anderen, über das Reich Gottes auf-
zuthürmen, wie will es noch werden, worbey ich mich der Thränen
nicht enthalten kunte alß ich sein verfallenes Angesicht betrachte-
te, richtete er sich mit den gantzen Leibe auf, sahe mit den Augen gen
Himmel, Thränete beweglich, und schreye laut: Gott lebet! Gott le-
bet! Herr Collega, vertraue er auf keinen Menschen fürchte er sich
vor keinen Menschen, mache er sich kein Bild, wenn alle Menschen
sterben, und aller Menschen Hülffe verschwindet, so dencke er, ist
doch unser Herr Gott nicht gestorben. Diesen herrlichen schönen Trost,
wormit meine Seele getröstet worden, will ich allen denen, die
über den Abschied des Weimarischen Johannis weinen und
gedencken, wie wils noch werden, gleichfals zuruffen: Gott le-
bet, Gott lebet, machet euch kein Bild.
Das Hochleidtragende vornehme Priester Hauß, deme
die Krone abgefallen, besonders die Hochleidtragen-
den Frau Wittib, vornehme, schmertzlich gebeugter Herr
Schwieger Sohn, nebst allen Hochgeehrtesten Gliedern, der
Treunerischen Familiae, die sich zum Vater, Patron
und Versorger, wie sonst, also vornehmlich itzo, den
lebendigen Gott allein, allein, erwählet! haben mei-
ner Wenigkeit aufgetragen, in ihren Nahmen, Unserm
gnädigsten Herrn, sowohl auch unserer gnädigsten Hertzo-
gin, vor hochansehnliche Gesandschafft, und hochfürstl.
Gnade, mit welcher, im Tode, ihr Herr Vater geehret
worden, gantz unterthänigst Danck abzustatten. Itzt
genennte haben den guten Vorsatz gefaßet, zu Gott
dem Vergelter alles guten, mit ihren Wittben und
WaysenThränen unveränderlich zuschreyen, daß Gott
dero Hochfürstl. Häußer, Felsburg, Erretter, Schild,
Horn des Heyls und Schutz seyn wolle, und diese ihrenge-
- von fremder Hand ↩