Jena.
Beschreibung des Abschiedes des Seel. Johann Christian
Probsts fürstl. sächs. Herrn Johann Probsts fürstl.
Sächs. Vormundschaft-Rentmeisters in Jena
liebgewesen eintzigen Söhnleins.


Denn nur etwas weniges davon zu gedenken, obgleich
seine Lebens Kräfte ie mehr und mehr abgenommen und schwä-
cher worden, ist es doch noch immerfort, und bis an sein seeliges
Ende bey guten Verstande blieben, denn es so herrlich in beyseyn
ihrer Magnif. Herrn S. Wedels Herrn Magister Lippachs Ar-
chidiaconi alhier, seiner lieben Eltern, Herrn Praeceptoris
und anderer Umstehenden durch solche vernünftige Reden
an den Tag gegeben, daß mancher sich solches kaum von einem
Menschen, der vollkommenen Alters ist, geschweige von einem
so zarten Kinde zu trauen wird. Gleichwie es nemlich bey ge-
sunden Tagen keine Freude im weltlichen sondern nur im
Geistlichen und Himlischen gesuchet; also ist es auch in seiner grö-
sten Hertzensangst und Mattigkeit beständig dabey verblieben,
und hat einig und allein davon geredet, und sich stetz auf die
schöne Krone gefreuet, die ihm sein Gott bald auf sein Haupt
setzen würde. Und da es gestern vor 8 Tagen, war der 17. Sept.
gantz kraftloß wurde, verlangte es von denen Umstehenden
mit ihme zu beten, sagend: Daß Er der Welt gantz satt wäre,
und gerne sterben wolte; darauf ihm seine liebe Frau Mutter
unter andern das bekante Sprüchlein: Sey getreu bis in den
Todt, so will ich dir die Krone des Lebens geben, zurufte,
welches es noch vornemlich mit aller Begierde nachbetete und sagte:
Das ist ein schönes Sprüchlein, ich wolte es gerne zu meinem Lei-
chen-Text ausgelegt haben: Hierauf lies es alle Umstehende zu sich
kommen, bote ihnen seine schwache Hand dar, und nahm von allen
Abschied: Erstl. von seinen lieben Eltern, zu denen es sagte: Gott
behüte euch lieber Vater und liebe Mutter und gebe euch alles gu-
tes und laße sein Antlitzt über euch leuchten! Dann von seinem
lieben Schwesterchen: Gott behüte dich liebes Schwesterchen; daß du
ein from, gehorsahm und nicht ein ungehorsam Kind werdest;
darauf von seinem Praeceptore (der mit Gott bezeuget, daß sich das
seelige Söhnlein durch nichts als freundliches Zureden habe ziehen laßen)