Halle
den 10. Mäy
1786.
Werther Freund!





Wie geschwind sind wir von einander getren-
net worden! Ich wurde gleichsam betäubt, als
ich in Eisleben Ihre Abreise nach Wernigerode
vernahm. Ganz gewiß glaubte ich, wir würden mit
einander die Seereise übernehmen können. Da es
aber nicht hat geschehen können, so will ich meine An-
gelegenheiten der treuen Vorsorge unsers in Christo
versöhnten Vaters in kindlicher Demuth empfehlen.
Er wird es doch auch mit mir wohl machen, und seine
große Sache zum Heil meiner Seele ausführen. Ist
die Sache doch nicht mein sondern sein Werk. Sein Thun
ist ja lauter Seegen sein Gang ist lauter Licht. Wie freu-
te ich mich, als ich die frohe Nachricht erhielt, daß Sie nun in
Amsterdam glücklich angekommen, und auch bald mit einem