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Extract Schreibens Herrn Prediger Boltzii, EbenEzer, in america,
d. 6. Dec. st. vet. 1738.
Unser herzlicher Wunsch ist, bald zu vernehmen wie es mit Ew. Gesundheit stehet, und ob der treue
Gott unser armes Gebet in der Gemeine erhöret, und sie wieder gestärcket habe, die redlichen Glieder der
Gemeine flehen mit uns den Herrn an, daß er unsern werthesten N.N. Seniorem, noch länger
beym Leben, Gesundheit und Kräfften erhalten wolle, weil sie immer beßer erkennen lernen,
wie viel gutes der liebreiche Gott durch dero Dienst und Glaubens- und Liebes-volle Bemühungen
an ihren Seelen und Leibern gethan, und noch immer auf vielerley weise thun. Sie haben es dabey
nicht laßen wollen, daß Sie dem lieben Gott für alle ihnen wiederfahrne Wohlthaten mit
Hertz und Mund dancken, und ihn um gnädige Vergeltung derer vielen väterlichen von Ew.
genoßenen Liebe im Namen des HErrn Jesu demüthig anrufen, sondern sie haben auch sich nun,
da alles unter dem Seegen Gottes so ein schönes Ansehen gewinnet, verbunden erachtet, Ihnen in
einem besondern im Namen der ganzen Gemeine aufgesezten Briefe verbundensten Danck abzu-
statten, und von ihren jezigen Umständen hinlängliche Nachricht zu geben, dabey sie auch diese
Absicht haben, ihren Brüdern und Bekannten, sonderlich denen, deren Namen sie mit in den
Brief sezen laßen, es zu bedencken zu geben, ob es für Sie nicht auch rathsamer und beßer wäre,
wenn sie ihnen nach EbenEzer nachreiseten, als länger dort blieben. Ich habe ihnen den
Brief etliche mal vorgelesen, um genau zu vernehmen, ob ich darinn ihres Willens Meinung
die ich öffters von ihnen gehöret eigentlich ausgedrückt hätte oder nicht, welches sie mir sagen
mußten, damit ich dasjenige, was noch fehlte hinzuthun, oder was wegbleiben solte, austhun
konnte. Alle erkanten den Brief vor den Ihrigen, und wolten ihn so, wie er aufgesezt war, an
den Herrn Seniorem abgeschickt haben. Ich vernahm auch dabey, daß sie sich ihrer vorigen Klagen,
Besorgniße und Zweifel schämten, und bekannten, daß sie dem lieben Gott viel zu wenig,
für seine besondere Wohlthaten, die er ihnen für vielen andern Menschen erzeiget hatte, gedancket.
Ein andrer sagte in öffentlicher Versamlung . Die Salzburger im Reiche können sich diesen Brief
abschreiben und mitbringen, und denn wann sie herkommen, zusehen, ob sie nicht alles wie im
Brief stehet, hier finden. Man merckt jezt wohl nicht, daß geringste, daß einer von uns zu
ziehen den Sinn haben solte, außer villeicht Michael Rieser, dem die Landarbeit
wohl nicht anstehen mag.