getrost, dir sind deine Sünden vergeben! u. bekam, J ihm sey ewig Dank
dafür! völlige Seelenruhe.
Nachdem ich einige Wochen in meiner Schule gearbeitet hatte,
wurde ich von dem Wohlsel. Herrn Superint. am Ende examiniret, u.
darauf der Gemeinde vorgestellet. Die meisten waren mit mir zufrieden,
u. die übrigen wärens vielleicht auch gewesen, wenn sie nicht ihren
Freund u. Anverwandten, der vor mehreren Jahren von meiner
Schule abgesetzt worden war, gern hätten wieder unterschieben wollen.
Sie überreichten wirklich dem Herrn Superintendenten Beschwerden
gegen mich, worunter die wichtigsten waren, ich wäre erst 15. Jahr
alt - wäre aus einer berüchtigten Stadt u.s.w. Der Herr Su-
perintendent
wieß sie mit ihren lügenhaften u. kindischen Kla-
gen auf immer ab; aber einige unter ihnen blieben meine Feinde,
so lange ich in Dreßden war. Der Abgesetzte Schulhalter hielt mir
zum Tort Schule, ohne Erlaubniß dazu zu haben. Ich wurde
von einigen aufgefordert, Beschwerden dagegen zu machen; allein
die weiser waren, riethen mir, stille zu seyn, um nicht An-
laß zu grössern Feindschaft u. zu mehrern Verfolgungen zu geben.
Ich war ruhig, u. habe mir lieber kümmerlich beholfen, denn meine
jährl. Gehalt betrug 40. Reichstaler wobey 10. Reichstaler für 4. arme Kinder
waren, welche die Freyschule dafür haben solten. Verschiedene Eltern
anderer Kinder beriefen sich darauf, sie wären eben so gut, u.
so arm, wie jene, u. wolten entweder die Freyschule für ihre
Kinder haben, oder die Kinder zu Hause behalten. Dadurch vermehrten
sich meine Freykinder endlich bis auf 18. u. noch mehrere, u. ich
habe oft nur einige Groschen wöchentl. eingenommen.
Im Anfange war es mein sehnlicher Wunsch, daß ich wo nicht älter
seyn, doch wenigstens älter u. gesetzter aussehen möge; u. dieser
Wunsch wurde bald erfüllt, denn das lebhafte Bewustseyn, wie sehr ich
noch in den nöthigsten Kenntnissen zurück wäre, ermuntere mich
zum Fleiß. Ich saß viel, u. zog mir die Hypochondrie zu. Dazu
kam die Kränkungen, welche ich von meinen Feinden habe erfahren
müssen: Ich bin also von dieser Zeit an immer für älter gehalten
worden als ich wirklich bin.
Im Jahr 1780. besuchte ich meine lieben Eltern, u. Freunde in
Berlin. Fast niemand kannte mich, u. ich mußte manche Beweise
von mir geben, ehe man es glaubte, daß ich es wäre. Die Freude
war sehr groß, u. meine theure Mutter gestand mir, sie wäre ihr
zu groß worden, wenn sie nicht so lange gezweifelt hätte, ob ichs wäre,
u. wenn das Mitleiden sie nicht gemildert hätte, daß ich so verfallen,
entstellt u. von vielen Sitzen ausgewachsen wäre.
Mein lieber Vater lag mir sehr an, nicht wider nach Dreßden
zu gehen, u. wünschte daß ich mich entschließen möchte, die Realschule
in Berlin zu besuchen. Ich sagte, so gern ich seinen väterl. Willen
erfüllen wollte, so könte ichs in diesem Fall nicht thun; mein Ge-
wissen lies es mir nicht zu, um meine Entlassung zu schreiben, weil
ich wieder zu kommen ganz gewiß versprochen hatte. Es war wirklich