verhüllte mein Gesicht u. - weinte bitterlich. Nach einer langen Weile
fing ich an, meine Herzensgedanken laut zu sagen. Ich weiß
zwar, sagte ich, daß ich um deines Verdienstes willen, Herr Jesu! se-
lig streben werde; aber soll ich mitten auf meiner Laufbahn, die ich
nach deinem Willen angetreten habe, sterben? Soll ich ohne deinen
Erlöseten nützlich geworden zu seyn, sterben? - Oder hast du viel-
leicht vorhergesehen, daß ich deiner Kirche schädlich werden würde? -
Ja dann geschehe dein Wille! Dann nimm mich zu dir! Aber du kannst
doch dieses Ver verhindern, kannst mich ja zu deinem Dienst recht
tüchtig machen! - Ich will mich ja dir ganz hingeben! Doch wie
du mich führst u. führen wirst so will ich gern mitgehen! -
Ich ward unter häufigen Thränen wieder stille u. über-
ließ mich meinen Empfindungen. Diese waren von der
Art, daß ich sie nicht beschreiben kann. Auf einmal blickte ich
durch die dickste Finsterniß hindurch, vergaß ganz mei-
ner Krankheit, ging einigemal in der Stube auf u. nie-
der u. sagte sehr laut: Ich werde nicht sterben sondern
leben u. des Herrn Wort verkündigen! sank aber dann wie-
der kraft u. athemlos auf den Stuhl hin.
Der Doctor vermuthete stark ich würde die Wassersucht be-
kommen - Der Herr Mag. Güte u. verschiedene gute Freunde besuch-
ten mich oft u. trösteten mich - ich hatte unter großem Kampf
welchen die Vorstellung einer langwierigen Krankheit, u. die
Vorstellung des Todes veranlaßte, noch lange nicht recht sagen ge-
lernt: Dein Wille geschehe! als unvermuthet die Geschwulst
plötzlich fiel und ich darauf bald wieder völlig gesund wurde.
Mein Herz war voll Dankes u. meine Zunge voll Rühmens.
- Errettet hast du mich gar oft sehr wunderbar u. unverhoft,
da nur ein Schritt, ja nur ein Haar mir zwischen Tod u.
Leben war! O! lobe den HErrn, meine Seele, u. vergiß
nicht, vergiß nicht! was Er dir gutes gethan hat!
Zum Beschluß will ich nur noch mit wenigen Worten
erzählen, wie ich zu dem Entschluß, den Ruf als Missionarius
nach Ostindien anzunehmen, gekommen bin. Es war der erste
August d. J. da mir mein Verehrungswürdigster Lehrer und
Gönner, der Herr Direktor Schulze, diesen Antrag im Na-
men Gottes that. Ich hätte eher alles andere, als dieses
vermuthet; konnte also bey dieser Überraschung weiter nichts
antworten, als daß mir diese Sache wichtig wäre, daß ich
mich gern nach dem wohlgefälligen Willen Gottes zu verhalten
wünsche, es daher Ihm im Gebet vortragen und mich prüfen
wolle. Ich that dis, ich überlegte alle Schwierigkeiten dabey, und
wurde bald wenigstens davon überzeugt, daß wenn mich
der Herr dazu ausersehen hätte, so würde Er auch mit
mir seyn, alle Schwierigkeiten, wären sie auch noch so zahl-