pleraeque, plēraque und desiderirte etwas Action, besonders mit den Händen, doch nicht zuviel.
Die nächsten Gutsherren bei Bliestorf waren Herr Oberstlieutenant von Taden zu Rondes-
hagen und Herr von Hammerstein zu Castorf. Dieser Herr von Hammerstein starb bald nach unserer
Amkunft zu Bliestorf.
Zu Bliestorf fuhren mein Vater und Oheim fort, mich in Humanoribus, besonders
aber in der Religion zu unterrichten. Hirzu hatte mein Vater itzt viel mehr Zeit als vor dem zu
Hoppenrade, da ihm seine Landwirthschaft viel Zeit weg nahm
In Bliestorf lernte ich auch den würdigen und geschickten Dr. Lentin (izigen Königl.
Leibarzt in Hannover) kennen, deßen Ehegattin eine Tochter von meiner sel. Mutter ältere Zwillingsschwe-
ster Frau Amtmannin Cumme ist, und welcher schon damals, wie ich glaube Hofmedicus war und in Lüne-
burg wohnte. Mein Oheim consulirte ihn wegen seiner vieljährigen Haemorrhoides caecae, in welcher
ihm die von Herrn D. Lentin vorgeschriebene Mittel bei jedem Anfall merkliche Linderung gewährten.
Endlich aber zog er etwan im Jahre 1774 nach Buxtehute, wo er das folgende Jahr starb. Im Jahr
1775 bekam mein lieber Vater einen Amstoß von Hemiplexie, welcher aber durch eine promte
Aderläße und ander von D. Trendelenburg in Lübeck verordnete Mittel bald vorüber ging.
Zu Anfang des Jahres 1776 zog mein Vater nach Ratzeburg um meine Fortschritte in den Studien
auf dortiger Domschule in Person zubeobachten. Er miethete das obere Stockwerk der Regieruns-
Apotheke, ein Saal drei Zimer und ein Vorsaal für dreizig Reichstaler jährlich; unten wohnte der Apo-
theker Schimmelpfennig mit seiner Frau, einzigem Sohne, (welcher zwei Jahre darauf beim Schlitt-
schulaufen das Leben einbüßte) und übrigen Haushaltung. - Dieses Haus stand nicht unter dem
Stadt Magistrat; sondern unmittelbar unter Königl. Churfstl. Regierung, so daß ich zweimal
des Tages dreierley Gebiet betrat; denn der Dom gehört dem Herzog von Mecklenburg-Strelitz.
Es war Exerzierzeit, da wir nach Ratzeburg kamen, und nach ein Paar Tagen sahe ich das
schöne erste Battaillon von Ahlefeldt exerciren. Dieß und die damals meisterhafte Regiments-
musick gab mir einen unvergeßlichen Eindruck. - Besonders konnte ich mich an der Bildschönen
von Diepenbrockschen Compagnie, die voll Leben und Feuer war nie satt sehen.
Bald nach unserer Ankunft schickte mich mein Vater zum Ephorus der Domschule
damals Probst nachher Consistorial-Rath Nauwerk und dem gelehrten Rector, nachmals Pa-
stor Küster. Erster examinirte mich vorzüglich in Hinsicht auf Religion, wiewohl er mich auch
in den ältern und neuren Sprachen tentirte, hierin aber nahm der Rector mich noch genauer;
Ich wurd sodann an den ersten Tisch in Prima gesetzt, und war der fünfte von oben. Ueber
mir waren Otto von Wickede, Primus; sein Bruder Carl; Justus Schubert und Friedrich
Block, ein ächtes Genie. Anfänglich besuchte ich auch des alten Cantor Schmidts Lectionen, welche
er in dem Schulzimmer der ersten Claße hielt, mein Vater wurd aber bei der Repetition, die er
immer mit mir anstellte gar bald gewahr, daß ich da nichts alß Poßen lernte. Damit ich nun
meine Zeit in dieser Claße nicht so unverantwortlich worden mögte, so verschaffte mir mein
Vater statt deßen Privatstunden bei dem Rector, da er mich besonders im lateinischen und
teutschen Styl fleißig übte. Unser Rector war mit der Hypochondrie sehr geplagt, weshalb
er sich Mittwochs und Sonnabens eine starke Bewegung machte, woran ich fast immer das Vergügen
hatte Theil zu nehmen mit besagten Block und seinen in ihren Maas ebenfalls geschickten jüngern
Brüd-
dern. Unser gewöhnlicher Gang war aus dem Lüneburger Thor, auf den Berg bei Ratzeburg, zu wel-
chem eine Treppe von etwan 70 Stuffen führt, die unser Rector den Gradum ad Pernassum nannte.
Diese Pernaßus Treppe wurd beynahe laufend erstiegen, so wohl auf dem Hin- als Herwege,
welches denen die die Ursache nicht wußten, sonderbar vor kam. Ueber den Berg ging unser
Gang zuweilen weit in die umliegende Gegend; Während des Spaziergehens wurd irgend eine
schöne Paßage aus einem zierlichen Lateinischen Schriftsteller den Selectis Historiis pp
gelesen, erörtert und angewandt, oder man erzählte auch wol, was einem in solchen Büchern
die