als Buchhalter in der Mustermeister Office, und nach einem halben Jahr gab ich einem
Englischen Schulhalter Pratt Gehör, der mir antrug mit ihm in Gesellschaft zu treten, ich
sollte der Lectiones nach meinem Gutdüncken einrichten und Grammatic, Geographie, Ma-
thesie pp vortragen; und er wollte fortfahren wie bisher im Lesen, Schreiben und den
vier Speciebus zu unterrichten; wir wollten die Mühe und Vortheil mit einander thei-
len. Binnen vierzehn Tagen nach meinem Antritt vermehrte sich die Schule von eilfen
auf etliche und dreizig Kinder, die fast alle die obere Claße frequentirten. Ich unter-
richtete meinen Collegen in der Grammatic, in der Regula de Tri; Brüchen pp. damit
meine Scholaren ihn nicht Fragen, die er nicht beantworten könnte in Verlegenheit
seyen mögten. Binnen dieser Zeit brachte seine Frau einen Sohn zur Welt,
der in Wepery von Herrn Mißionair Gericke mit Namen Joseph getauft wurd,
wobei ich Taufzeuge war. Dieß war die Gelegenheit, wo ich zuerst mit diesem
treuen Knecht Jesu bekannt wurd.
Ein Avertißement in den Zeitungen, wodurch ich mich dem Publicum als Lehrer in
Sprachen und der Mathematic ankündigte, hatte gleich den nächsten Tag die Wirkung, daß
sich ein angesehener Landesgebohrner Portugiesischer Handelsmann, de Souza, bei
den Eltern meiner Eleven nach mir erkundigte, und mir sodann seinen Neffen
Nicolaus de Lima e Souza zum Privatunterricht in der Geometrie und Trigonome-
trie übergab. Ihm folgten viele junge Armenier, vornehmlich aus der zahlreichen und
angesehenen Familie des Schamier Sultans, deren ausnehmende Gewogenheit gegen
mich ich immer im dankbarem Andenken behalten werde. Vorzüglich hat sein
Großsohn Nazar Jacob mir ganz ungemeine Freundschaft erwiesen.
Gegen Ende des Jahres 1789 übernahm ich die von dem Pater Ferdinand, Superior
der französischen Capuziener, mir vorher zu wiederholten Malen angetragene
Oberlehrer Stelle, bei der öffentlichen Freischule seines Stifts, mit der Bedin-
gung, daß mir kein Religions Unterricht zugemuthet werden sollte. Theils
Besorgniß, daß meine Glaubensgenoßen und Landsleute mir diesen Schritt
übel auslegen mögten, theils Mitleiden gegen Pratt, hatten mich abgehalten
diesem Rufe eher zu folgen. Mein Vorfahr hatte monatlich acht Pagoden er-
halten, welches Salarium auf meine Vorstellung auf achtzehn Pagoden erhöhet wurd.
In den Nebenstunden unterrichtete ich verschiedene junge Armenier in ihren Häusern.
Gegen der Kapuziner Kirche über wohnte eine ältliche Doctorswitwe. Madame
Carrere, die täglich die erste in der Frühmette war, und alle Freitage das H. Abendmahl
nahm. Bei ihr wohnte die junge Witwe eines Schweizerischen Juweliers Crispin, deren Vater
Mister Michel Vincent, ein Uhrmacher aus Straßburg, im Jahr 1787 zu Madras gestorben ist.
Um diese junge Person, von der jedermann mit Achtung sprach, bewarb ich mich auf An-
rathen des alten Pater Superiors, dem ich etwas von meiner Familie gesagt und ihn gebeten
hatte, mir ein tugendhaftes Frauenzimmer zur Ehe vorzuschlagen, deren ich mich nirgend zu
schämen brauchte, auf den Fall das ich einst nach dem Vaterlande zurück kehren sollte. Nachdem
sie meinen Antrag mit Madame Carrere wohl erwogen, und im Gebet Gott vorgelegt hatte,
gab sie mir das Jawort, und wir wurden den 19ten April 1790 in der Kapuziner Kirche
zur Ehe verbunden. Dieses berichtete ich sogleich an meinen lieben Vater nach Teutschland
erhielt aber schon den nächsten Monat einen Brief von meinem Vetter Herrn Lieutnt. Cumme
vom Ahlefeldtschen Regiment, worinnen er mir das selige Ende meines lieben Vaters mel-
dete. Auf meines Freundes, Herr Strube Anrathen, ernennte ich Herrn Wagner in Zelle zu meinem
Anwald.
Im November 1790 verließ ich die Schule, nahm meiner Frauen Bruder aus der Schule
und