Herrn Miss. Schwartzen 1
Lebenslauf.
Ezech. XVIII. Gott will nicht daß Jemand verlohren
gehe, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre u. lebe.
Daß auch dieser Spruch wahr, wird aus dem, was ich kürtzlich
von meiner Seelen-Führung erzehlen werde, klar erhellen;
Ich will alles kürtzlich in 3 Abschnitten erzehlen, was Gott an
meiner Seelen Seelen gethan in meiner Eltern Hause, auf Schulen
und auf der Academie
1. Um also von ersten Anfange meines Lebens anzufangen: So, war
der Tag meiner Geburth der 26te. Octobr. 1726. In meiner Taufe
ist mir der Nahme Christian Friedrich beigeleget. Gib Herr
Jesu, daß ich in dir einen beständigen frieden genießen möge, und
laß mich öfters an den Bund gedencken, den ich mit dir damals
gemacht habe. Meine liebe Eltern sind gewesen George Schwartze
und Maria Grunerin. Von meiner Mutter weiß ich,
mich nichts zu erinnern. Gott nahm sie mir zeitig, und
wurde also gar bald Waise. Doch erzelten mir diejenigen
die bei meiner Taufe Zeugen gewesen, daß meine Mut-
ter auf ihrem Todten-Bette gegen ihren Beichtvater und mei-
nen Vater bezeuget, daß sie mich dem Herrn gewidmet.
Sie hat deßwegen von meinem Vater gefordert, ihr eidl.
zu zu sagen, mich zum Studio theologico anzuhalten, we-
nigstens mich nicht zu hindern, welches er auch treulich gehalten.
Ich wurde so bald ich ein wenig zum Gebrauch des Verstandes
kahm, zur Schule gehalten. Als ich etwa 8 Jahr alt g war
schickte mich mein Vater in die so genannte große Schule.
Da klopfete Gott zuerst an meinem Hertzen an. Ich hatte
einen Rectorem mit Nahmen Helm, welcher itzo im Pre-
digt-Amte stehet. Derselbe unterrichtete uns im Chri-
stenthum täglich eine Stunde, und ermahnete uns recht
väterlich zum fleißigen Gebeth, gab uns auch Anleitung,
wie wir mit eigenen Worten Gott unsere Noth vortragen
solten. Diese hatte //bei// mir die geseegnete Würckung

  1. von fremder Hand